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01/12/2021 Répertoire des acteurs du marché de l'art en France sous l'Occupation, 1940-1945, RAMA (FR)

César de Hauke, Geschäftspartner des in den USA ansässigen Germain Seligmann, wird 1941 nach Frankreich geschickt. Der auf die Kunst des 19. u 20. Jh. und insbesondere auf Modigliani, Bonnard und Seurat spezialisierte Kunsthändler hat den Auftrag, unter den namhaften, in die unbesetzte Zone des Landes geflüchteten Sammlern moderner Kunst, neue Kunden ausfindig zu machen.

Ein erstrangiger Kunsthändler

César Mange, gen. César Mange de Hauke, César M. de Hauke, meist aber César de Hauke (1900-1965),1 ist französischer Staatsbürger, jedoch aus der Schweiz gebürtig und in England ausgebildet. De Hauke ist der Sohn von François Mange, Bauingenieur beim Panama-Kanal, und von Marie de Hauke, aus der polnischen Grafen-Familie Hauke, mit Verwandten in der Schweiz (Familie der Grafen von Cholet, Charrière, Welti). Seinen Berufseinstieg macht er im Jahre 1925 als Vertreter der Firma Jacques Seligmann. Einer in New York ansässigen, auf den Handel mit moderner Kunst spezialisierten Filiale Seligmanns - De Hauke & Co. (1926-1931) - verleiht er seinen Namen und arbeitet insbesondere mit Bernheim-Jeune, Étienne Bignou und Reid & Lefevre.2

De Hauke ist eine brillante Persönlichkeit mit Unternehmergeist, ein Dandy, der zusammen mit seinem Geschäftspartner und Direktor Germain Seligmann ein Gespann erster Klasse bildet, denn die beiden erweisen sich als ganz besonders talentiert, um Meisterwerke moderner französischer Malerei aufzutreiben, die sie an die US-amerikanischen Sammler verkaufen (Adelaide Milton de Groot, William Paley, Maurice Wertheim, Edith Wetmore u.a.). Bei den größten Transaktionen geht es um Bonnards großartige Gemälde aus der Phillips Collection, einen Grand nu [~ Großer Akt] von Modigliani aus der Sammlung Netter, das an Conger Goodyear verkaufte Bild von Gauguin L’Esprit veille [ Manaò tupapaú], das an Samuel Courtauld verkaufte Porträt von Toulouse-Lautrec Jane Avril, wie auch Toulouse-Lautrecs Porträt von Oscar Wilde aus der Sammlung Natanson, das an Grenville Winthrop verkaufte Porträt Victor Chocquet von Renoir sowie zahlreiche Werke von Redon und Seurat.

Nach dem Zusammenschluss von De Hauke & Co. und J. Seligmann & Co. im Jahre 1931 bleibt De Hauke sowohl Seligmanns Vertreter als auch sein Geschäftspartner, obwohl er gleichzeitig Transaktionen auf eigene Rechnung durchführt, an denen meistens noch andere Kunsthändler beteiligt sind. Da er zwischen New York und Paris unterwegs ist und dabei regelmäßig auch die Geschäftsoptionen in Deutschland, Großbritannien, in den Niederlanden und in der Schweiz im Blick behält, zählt er zu den Schwergewichten an der Spitze des internationalen Kunstmarkts. In Paris sichert er sich die Dienste von zwei Vertrauensmännern: des avantgardistischen Kreisen nahestehenden Kunstkritikers Paul Chadourne, der dafür zuständig ist, ihn auf potentiell interessante Arbeiten aufmerksam zu machen, und des Kunsthändlers Florent Willems, der im Namen seiner eigenen Galerie als Vermittler agiert. Die größten Geschäfte, wie etwa den 1935 erfolgten An- und Verkauf von Renoirs Danse à Bougival [~ Tanz in Bougival] oder den An- und Verkauf von Meisterwerken aus der Sammlung Jacques Doucet (darunter Picassos Les Demoiselles d’Avignon und Homme à la guitare [~ Mann mit Gitarre], Van Goghs Iris, Matisses Poissons rouges et palette), erledigt er allerdings in der Verbindung mit Seligmann.

Als Paul Brames Geschäftspartner beginnt er nach dem Krieg, die Werkverzeichnis-Reihe „Les artistes et leurs œuvres“ [~ Die Künstler und ihre Werke] herauszugeben, in der Degas (Paris, Arts et métiers graphiques, 1946-1949), Seurat (Paris, Gründ, 1961) und Toulouse-Lautrec (New York, Collectors Editions, 1971) vertreten sind. Parallel dazu unterhält er eine weitläufige Handelstätigkeit in Europa und den USA, bei der er sich vor allem auf die Meisterwerke konzentriert. Er betätigt sich entweder unter dem Decknamen der Galerie Brame oder unter der Firmenbezeichnung CDH Inc., wobei oft Knoedler beteiligt ist. Zu seinen besten Kunden zählen Emil Bührle, Paul Mellon, die Familie Whitney, aber auch die National Gallery, an die er 1964 Cézannes Grandes Baigneuses [~ Die großen Badenden] verkauft. Er starb mitten in geschäftlichen Verhandlungen, bei denen er im Auftrag von Paul Mellon Monets Femme à l’ombrelle [~ Frau mit Sonnenschirm] zu erwerben suchte. Das nahm Maurice Rheims später zum Anlass, um ihm ein Kapitel in seiner autobiografischen Erzählung Haute Curiosité zu widmen.3 Den Großteil seiner Privatsammlung vermachte er dem British Museum4 und  Museen in Frankreich. Sein Archiv befindet sich in den Archives of American Art (J. Seligmann & Co. Records) und im Institut National d’Histoire de l’Art, INHA (Archives De Hauke). Seine Nachkommen scheinen sein Privatarchiv nicht aufbewahrt zu haben.

Vertreter der Seligmanns

De Haukes Mitarbeit innerhalb der verschiedenen Firmen Jacques Seligmann (Jacques Seligmann & Fils, Jacques Seligmann & Co., Germain Seligmann) steht zwischen 1939 und 1941 im Mittelpunkt seiner Tätigkeit. Er unternimmt mehrere Geschäftsreisen zwischen Frankreich und den USA, wobei er in Kanada und Portugal Zwischenstation macht. Zu Beginn des Jahres 1939 befindet sich De Hauke in den USA bei Germain Seligmann. Den Sommer und Herbst über ist er dann in Paris, wo er auf seinen Einzugsbefehl wartet.1 Nach seiner baldigen Entlassung aus dem Militärdienst bleibt er vorerst in der französischen Hauptstadt, um dann am Ende des Jahres nach New York zurückzukehren. Im Frühjahr 1940 ist er erneut in Paris, zum Jahresende in New York, und im Juli 1941 kehrt er dann über Lissabon nach Paris zurück.

Das Ziel seiner ausgedehnten Reisen besteht darin, Geschäfte mit den großen Sammlern moderner Kunst anzubahnen, die in die unbesetzten Gebiete Frankreichs geflüchtet sind und nun Bargeld benötigen, was De Hauke ausnutzt, um ihnen ihre Kunst abzukaufen und in die USA zu exportieren. Als er im Frühjahr 1940 genau wie auch die anderen Spürhunde der New Yorker Galerien nach Paris kommt, macht sich Knoedlers Geschäftsleiter große Sorgen und schreibt an seinen Vertreter in Paris: „César de Hauke fährt nach Europa, Carroll Carstairs und Stephenson Scott auch. Wenn wir nicht sofort Nachschub von Gemälden erhalten, werden alle derzeit verfügbaren Gemälde weg und an andere Kunsthändler verschickt sein. Und für uns wird dann nichts mehr übrigbleiben.“2 De Haukes Akquise geht im Jahr darauf, im September 1941 weiter: „Seit meiner Ankunft hier bin ich sehr beschäftigt […] ich bin dauernd unterwegs. Ich habe unheimlich viele Leute getroffen.“3 Er fährt nämlich quer durch ganz Frankreich:

„Heute spät am Abend werde ich, nach einer langen Reise, die mich in fast alle unbesetzten Gebiete geführt hat, endlich Richtung Paris fahren. Aus unterschiedlichen Gründen, vor allem in unserem eigenen Interesse, fahr ich hin und her, bin ich mal hier, mal dort, in Pau, Toulouse, Montauban, Marseille, Toulon, Cannes, Nice, Monte Carlo, St Tropez, Narbonne, Montpellier, Cerbère, Béziers, Grenoble, Voiron, Aix-les-Bains, Annecy, Megève, Vichy, Limoges. Ich bin also in der Lage, mehr als nur einen oberflächlichen Eindruck von all dem zu bekommen, was für uns von Interesse ist.“4

De Hauke berichtet Germain und Georges Seligmann, dem nach New York geflüchteten Direktor der Pariser Galerie, über seine Besuche. Bis 1942 schreiben sie einander Briefe, manchmal kommen sie aus der Schweiz oder wandern über Argentinien, danach wird die Korrespondenz mit New York unterbrochen und erst bei der Befreiung Frankreichs wieder aufgenommen.

Seine Akquise für den US-amerikanischen Markt hat sich allerdings erübrigt, entweder, weil die bedeutenden Sammler nicht auf ihre großen Werke verzichten wollen – „bis heute habe ich niemanden getroffen, der bei dem in Kauf zu nehmenden Risiko seine Sachen nach Amerika schicken möchte“5 – oder weil auf dem Markt das wachsende Angebot von Kunst – die De Hauke als qualitativ schlecht einschätzt – und die Zunahme der Geldmittel seiner Meinung nach dafür sprechen, Geschäfte nicht in New York, sondern in Paris abzuschließen: „Ich denke also, dass in Frankreich viele Geschäfte zu machen sind, sehe derzeit aber von hier aus nichts Interessantes für Amerika.“6 De Hauke berichtet von dem florierenden Pariser Kunstmarkt und den spektakulären Preissteigerungen: „ Die Preise sind übertrieben hoch… Ein früher Seurat wurde für 1 Million verkauft.“7 Er betont, dass die Gemälde, die sie gemeinsam in New York besitzen, nicht unter dem vereinbarten Preis verkauft werden sollen:

„Ich bestehe nachdrücklich darauf, dass Sie Dinge, zu denen es eine Akte gibt,  nicht zu anderen als den dort festgelegten Bedingungen verkaufen. […] Derzeit wäre es in Frankreich ein Leichtes, die vereinbarten Summen innerhalb von 24 Stunden zu erreichen.“8

Er bittet darum, dass man ihm bestimmte große Werke zuschickt, damit er sie in Paris verkaufen kann, so etwa Manets Oloron-Sainte-Marie und einen Picasso aus der Sammlung Doucet.9 Ein Transfer ist jedoch wegen des Krieges ausgeschlossen. Ursprünglich sollte er Ende 1941 auf Kosten der Firma Seligmann über Lissabon nach New York zurückkehren,10 doch letztendlich bleibt er in Frankreich und reist auch ab und zu in die Schweiz, wo ein Teil seiner Familie wohnt. „[Würden] Sie [nach New York] zurückkommen, wäre ich entzückt, aber Sie haben uns zu verstehen gegeben, dass Sie glücklich sind da, wo Sie sind,“11 schreibt ihm Germain Seligmann.

In den verschlüsselten Briefen an Seligmann erklärt De Hauke, wo man ihn erreichen kann.12 Künstler, Kunsthändler und Sammler werden darin nur mit Vornamen oder Initialen, die Gemälde anhand der dargestellten Figuren oder Landschaften benannt:

„In Paris geht es nur ums Kaufen. Der Graf Hubert will nichts tun. Der Graf Tro hat großen Einfluss. […] Habe Herrn Neun gesehen [9 Rue de la Paix] zusammen mit P. Die Kinder sind auf dem Land. Es ist bedauerlich, dass RF [René Fulda] und FG [François-Gérard Seligmann] keine Vollmacht erteilt haben.“13

Seine Reisen nutzt De Hauke auch dazu, in Kontakt mit den verschiedenen, in die unbesetzten Gebiete, die USA oder die Schweiz geflüchteten Mitgliedern seiner Familien zu bleiben.14

Rettungsversuche zugunsten der Galerie Seligmann, 9 Rue de la Paix

Was die vom vorläufigen Verwalter Édouard Gras durchgeführte Arisierung der Galerie Seligmann (Unternehmen Jacques Seligmann & Fils sowie Germain Seligmann & Compagnie) betrifft, so informiert De Hauke die Familie über die belagerungsähnliche Situation ihrer Niederlassung an der Adresse 9 Rue de la Paix durch Sam Schiffer, einen amerikanischen Staatsbürger: „Alles wurde geplündert.“1 Er versucht, dort untergebrachtes Privateigentum zurückzubekommen – 15 vom Glaskünstler Maurice Marinot signierte Objekte – indem er es als Eigentum des Amerikaners ausgibt. Zudem versucht er einzuschreiten, als der vorläufige Verwalter Bertrand Larrieu das Gebäude, dessen Eigentümer Germain Seligmann ist, an den Juwelier Mellerio verkauft:

„Die Nummer 9 ist ab heute Mells Eigentum, er hat es also gekauft. Einer meiner Freunde hatte ein sehr gutes Angebot gemacht (im Vergleich zum angegebenen Preis natürlich), aber das Angebot meines Freundes wurde von Mell übertroffen. Sie können sich auf mich verlassen, ich werde alles Mögliche tun, damit das Wenige, was bleibt, auch getan wird. In ein paar Tagen werde ich Fu [René Fulda, der nach Périgueux, dann nach Marseille geflüchtete Schwager von Germain Seligmann,] treffen und wir werden das alles noch einmal besprechen.“2

Neben Mellerio gab es noch zwei weitere Interessenten, die Übernahmeangebote vorgelegt hatten:3 Raymond Drecq aus dem 17. Pariser Arrondissement, 144 Rue Legendre, der letzten Endes bei der Angebotseröffnung am 27. November 1941 nicht erschien, und Herr Andrieux aus dem 5. Pariser Arrondissement, 2 Rue du Sommerard, der 6.005.000 F bot. Mellerio bekam daher mit seinen 6.310.000 F (das Angebot wurde in der Folge auf 5,805 Millionen heruntergesetzt) den Zuschlag. In einem Brief an Germain Seligmann erläutert De Hauke:

„Ihr Freund Monsieur Mell hat in Anwesenheit des Notars Madame Neun [9 Rue de la Paix] geheiratet, deren Familie, wie Sie ja wissen, in großer Not war. Ich habe sie oft besucht. Obwohl sie recht arm war, hat sie mir Geschenke überreicht, einen Teil ihrer Bücher, und ich hoffe, alle zu bekommen, sowie unsere Familiensouvenirs – das gehört alles zusammen.“4

Am 1. August 1942 vereinbart De Hauke mit dem vorläufigen Verwalter Gras, „die den gesamten Lagerbestand ausmachenden Objekte, das Archiv und die Möbel der Firma, die noch im Geschäftslokal“ an der Nummer 9 Rue de la Paix sind, für 100.000 F zu kaufen.5 Nach dem Durchmarsch der deutschen Besatzer ist nur wenig übrig, abgesehen von kleinen Möbeln, Schaukästen, Schreibtischen, Sesseln, Rahmen und Zierschildern. Im Verkaufsprotokoll sind nur drei Kunstwerke angegeben: ein Gemälde in der Art von Lépicié, ein Gemälde von Chapelain-Thierry (statt Chapelain-Midy?), eine Büste des Bildhauers François Martin. De Hauke freut sich vor allem, dass er die Dokumente retten konnte: „Auktionskataloge, Fotografien, Bestandskataloge“.

De Hauke macht den Geschäftspartnern Seligmann im September 1941 heftige Vorwürfe, ihn nicht früher nach Paris geschickt zu haben, womit er andeutet, dass er so die Interessen der Galerie wie im Fall der Vereinbarung Dequoy-Wildenstein hätte retten können:

„Germain, François-Gérard und Sie selbst [Georges] (Sie tragen aber meiner Meinung nach die größte Verantwortung) haben einen großen Irrtum begangen, als sie mir nicht geraten haben, [früher] zurückzufahren. Sie haben jetzt die schwerwiegenden Folgen zu tragen. Sie wissen wohl über die von D. im Interesse von W. erzielten Ergebnisse Bescheid und in vielen anderen Fällen wurde von denen, die anwesend waren, sehr gute Arbeit geleistet. Ich möchte nicht zu ausführlich auf die Resultate eingehen, die jene erzielt haben, die heute die leider leer gelassenen Stellen einnehmen, habe aber den Beweis, dass außergewöhnliche Ergebnisse erreicht wurden.“6

Im Februar 1942 schreibt er an Germain Seligmann: „Fragen Sie Georges, er kann Ihnen sagen, welch heftige Vorwürfe ich ihm leider mache! Alles, aber auch wirklich alles wäre möglich gewesen. Das wissen Sie doch genau.“7

Martin Fabianis fulminanter Aufstieg scheint ihn gleichfalls zu faszinieren:

„Die Person, die von der neuen Situation am meisten profitiert hat, war mir bisher total unbekannt: Fab. In nur einem Jahr hat er Wunder vollbracht und wenn ich einen Monat früher in Frankreich gewesen wären, und erst recht ein Jahr früher, zu dem Zeitpunkt, als ich Sie gebeten hatte, mich dort hinzuschicken, würde ich heute seinen Platz einnehmen. Er hat die besten Künstler unter Vertrag genommen. Er ist sehr unternehmerisch und sehr klug. Ich habe ihn kürzlich getroffen und wir verstehen uns sehr gut.“8

Auch noch in einem weiteren, sechs Monate später geschriebenen Brief spricht er von Fabiani: „Der große Star im Moment ist Fabia[ni], der einen Großteil von [V]ollards überaus zahlreichen, recht mittelmäßigen Dingen in seiner Hand hat und das alles wird zu Preisen verkauft, die selbst unserem ehrwürdigen Jacques [Seligmann] die Schamesröte ins Gesicht treiben würden!“9 Er erwähnt Karl Haberstocks Stellung: „Man sagt mir, dass meine alte Bekanntschaft Herr Haber in Paris sehr großen Einfluss ausübt; überall, wo er hinkommt, tut er viel Gutes für wohltätige Zwecke.“

Ein ehemaliger Geschäftspartner der Deutschen

Vor dem Krieg unterhält De Hauke Geschäftsbeziehungen zu zahlreichen deutschen Händlern und zwar zu den Galerien Caspari, Cassirer, Alfred Flechtheim, Alfred Gold, M. Goldschmidt, Klinkhardt-Biermann, Matthiesen, Hugo Perls und Thannhauser.1

Als die deutsche Regierung den Plan schmiedet, die modernen Kunstwerke der Museen zu verkaufen, schreibt De Hauke an Haberstock, um ihm mitzuteilen, wie sehr er an den Gemälden französischer Impressionisten aus den Museen in Essen und München interessiert sei:

„Wie ich Ihnen schon sagte, bin ich dieser Tage vor allem voller Hoffnung aus Amerika zurückgekommen, dass wir etwas zusammen unternehmen könnten, insbesondere was die Gemälde von Gauguin oder Van Gogh in Essen und München betrifft […]. Sie haben mir von einem Cézanne in Essen erzählt […] diese Landschaft ist wirklich mittelmäßig […] und wie ich Ihnen schon sagte, für mich kommen nur die wirklich erstklassigen Gemälde in Frage, und dafür bin ich auch bereit, einen dementsprechend hohen Preis zu zahlen, vorausgesetzt, sie werden mir unverzüglich geliefert. […] Das Museum in Essen hat zwei Landschaften von Cézanne in seiner Sammlung. […] falls eines der beiden Gemälde zu einem vernünftigen Preis zu haben ist, wären wir trotzdem interessiert.“2

In der OSS-Akte zu Haberstock wird im Übrigen erwähnt, dass vor dem Krieg eine Geschäftspartnerschaft für die USA mit den Seligmanns im Gespräch gewesen sein soll.3 Es scheint sich aber eher um gelegentliche Kontakte zu handeln. Am 13. Februar 1939 macht De Hauke Haberstock das Angebot, für die deutschen Museen eine große Sammlung italienischer Fayencen im Tausch gegen französische Gemälde zu erwerben.4

Die Verkäufe an die deutschen Besatzer

Von den während des Krieges abgeschlossenen Verkäufen an die deutschen Besatzer gibt es äußerst wenig dokumentarische Belege. Ein von Haberstock an De Hauke adressiertes Schreiben vom 14. Dezember 1942 bestätigt den Ankauf eines alten Gemäldes, Fête champêtre [~ Fest im Freien] zu einem Preis von 200.000 F, und er bittet darum, es Dequoy zukommen zu lassen, damit es nach Berlin geschickt werden könne.1 Belegt ist eine zweite Transaktion: der Verkauf von 17 Spangen aus der Merowinger-Zeit im März 1944 an das Rheinische Landesmuseum Bonn (Dr. Franz Rademacher) zu einem Preis von 143.000 F.2 Die Ausfuhrgenehmigung wurde am 9. Mai 1944 erteilt.

Die anderen Kaufgeschäfte

In der Korrespondenz mit den Firmen Seligmann wird ein Ankauf erwähnt, den De Hauke als einen echten Coup darstellt: der Ankauf eines bedeutenden Skizzenbuches von Gabriel de Saint-Aubin bei der Auktion am 20. November 1941.

„Was meine Tätigkeiten in Paris betrifft, so sind sie recht unterschiedlich und das, was mich dabei am meisten stört – ich fürchte, dass dagegen nichts zu machen ist – ist mein schlechtes Gewissen in künstlerischer und kommerzieller Hinsicht: ich kann mich einfach an diesen mangelnden Respekt dem Geld gegenüber nicht gewöhnen, denn im Moment vertraue ich weiter auf den französischen Franc; außerdem kommt es für mich nicht in Frage, die schäbige Qualität der zum Kauf angebotenen Dinge zu akzeptieren. Diejenigen hingegen, die diese Skrupel nicht haben, können tun und machen, was sie wollen. Immerhin konnte ich ein oder zwei interessante Dinge aushandeln. Ich hoffe, dass Sie den Katalog vom 20. November bekommen, in dem Sie eine sensationelle Rarität sehen können, die ich selbst erworben habe. Hiermit sehen Sie, dass Glanz und Gloria nicht verblassen und dass ich die Tradition fortführe!“1

1942 verkauft De Hauke dieses Skizzenbuch an den Louvre.2

Eine weitere belegte Transaktion betrifft den Ankauf eines Porträts von Cézanne, Madame Cézanne à l’éventail [~ Madame Cézanne mit Fächer], welches das Paradestück von Gertrude Steins Sammlung darstellte und Picasso dazu inspirierte, seinerseits ein Porträt von der Sammlerin zu malen. De Hauke versucht mehrere Male, mit Stein in Kontakt zu kommen. Im Oktober 1941 und erneut im Dezember 1942 stattet er ihr in Billignin einen Besuch ab. Anscheinend hat er das Gemälde im Dezember 1943 oder Januar 1944 gekauft. Danach schreibt De Hauke an Stein: „An meiner Wand leistet mir eine ernsthafte und strahlende Madame Cézanne Gesellschaft und lässt mich somit in den friedlichen Gefielden an den Ufern des Schönen verweilen.“3 Nach dem Krieg verkauft De Hauke das Bild über Jacques Dubourg an Bührle weiter.4

De Hauke war ein enger Freund von Roland Balaÿ, der die Galerie Knoedler geerbt hatte und in der Besatzungszeit Prokurist der Pariser Filiale war. Als die US-amerikanischen Leiter der Galerie Knoedler nach dem Krieg von Balaÿ wissen wollen, was er mit dem Lagerbestand in Paris gemacht hat, erwähnt er zwei jeweils zusammengehörige Gemäldepaare, die De Hauke erworben haben soll: zwei Ansichten von Messina von Vanvitelli zu einem Preis von 100.000 F im Dezember 1941, und zwei Porträts, M. et Mme Delaval, von John Downman, zu einem Preis von 500.000 F im März 1944.5 Als George Davey, der Leiter der Galerie Knoedler in Paris, De Hauke zu diesen Transaktionen befragt, antwortet dieser, dass er sich nicht daran erinnere, Werke von Vanvitelli gekauft zu haben und dass er – wie so viele andere Kunsthändler auch – während des Krieges keine Buchführung gemacht habe.6 Davey erklärt sich damit einverstanden, Knoedler bei der Regularisierung seiner Buchführung behilflich zu sein, da die von Balaÿ durchgeführten Transaktionen nicht bei der Steuererklärung angegeben worden waren:

„Mein lieber Roland, wir werden die Verkäufe verbuchen müssen. Das wird wegen der Umsatz- und Luxussteuer schwierig werden. Bei der Galerie Bénézit ist es möglich. Aber bei den an De Hauke verkauften Gemälden liegt die Sache anders. Ich habe ihn bei seiner Abreise nach London und New York am Gare du Nord gesehen. Er sagte, dass er mir die Downman anvertrauen könne, damit sie nach London geschickt werden, vorausgesetzt, sie werden dann wieder nach Paris zurückgebracht. Das ist nicht so leicht, weil es hier ein Einfuhrverbot gibt. Was die Vanvitelli betrifft, so erinnert er sich nicht, sie gekauft zu haben, aber immerhin hat er mir versprochen, nochmal darüber nachzudenken. Jedenfalls sagte er mir, dass er keine Buchführung mache. Bloß: wer soll denn dann die Steuern bezahlen?“7

Die Ermittlungen der nationalen berufsübergreifenden Säuberungskommission

Ende 1945 leitet der Richter Frappier Ermittlungen gegen De Hauke ein, nachdem der Vorsitzende der Commission de récupération artistique [Kommission zur Wiedererlangung von Kunstbesitz] diesen wegen Gefährdung der Staatssicherheit angeklagt hatte.1 Er wird vor die Commission nationale interprofessionnelle d’épuration [Nationale berufsübergreifende Säuberungskommission] geladen. Die Inspektoren Le Long und Thibault verhören ihn insbesondere wegen eines an Karl Haberstock adressierten Schreibens vom 1. Mai 1942, in dem er ihm vier Objekte zum Ankauf anbietet:2 das Jan Van Scorel zugeschriebene Porträt einer Frau aus der Familie Wassenaar, für das 1 Million F veranschlagt wurden, ein aus einem gnadenvollen Christus und einer Schmerzensmadonna bestehendes Diptychon aus der Sammlung Masure-Six für 800.000 F, und letztendlich einen Marmortabernakel von Tullio Lombardi aus der Sammlung Castiglioni, für das kein Preis genannt wird. Er präsentiert diese Objekte als aus dem Lagerbestand der Galerie Seligmann kommend, den er selbst vom vorläufigen Verwalter Gras zurückgekauft hat. François-Gérard Seligmann streitet hingegen im Verhör ab, dass die drei Gemälde der Galerie gehörten, im Gegensatz zum Marmortabernakel. Er scheint De Hauke reinwaschen zu wollen:

„Ich möchte Monsieur de Hauque [sic] meine Reverenz erweisen, da er sich für mich trotz der von der Zeitschrift Pilori gegen ihn geführten Angriffe größter Gefahr ausgesetzt hat;3 ich habe es einzig und allein Monsieur de Hauque zu verdanken, dass ich einen Teil der Sammlung und den ganzen Bücherbestand habe retten können. Ich glaube ihm, wenn er behauptet, die Fotografien der drei Gemälde in den Unterlagen der Firma gefunden zu haben; diese Gemälde gehörten allerdings nicht zum Lagerbestand.“4

Die Inspektoren schließen daraus, dass „De Hauke unehrlich“ war. In seiner Verteidigungsschrift führt De Hauke als Grund seiner Rückkehr nach Frankreich zu Beginn des Krieges den schlechten Gesundheitszustand seiner Mutter an, die 1942 verstarb. Er gibt zu, mit den deutschen Besatzern in Verbindung gestanden zu haben – er weist darauf hin, dass sich die deutsche Botschaft an ihn gewandt hatte, um ihm einen offiziellen Posten im künstlerischen Bereich anzubieten, den er jedoch abgelehnt habe –, bringt diese jedoch mit seinen langjährigen geschäftlichen Beziehungen zu Deutschland in Zusammenhang. Er führt aus, dass er im Einvernehmen mit den Seligmann-Unternehmen den restlichen Geschäftsfonds der Galerie vom vorläufigen Verwalter Gras zurückgekauft habe. De Hauke wird von Michel Martin, der bei der französischen Museumsbehörde für die Ausfuhrgenehmigungen verantwortlich war und in dem Verfahren als Gutachter auftritt, reingewaschen. Martin begründet seine Einschätzung mit den, letzten Endes im Vergleich zu denen anderer Kunsthändler unbedeutenden, nachgewiesenen geschäftlichen Beziehungen zum Besatzer  und bezugnehmend auf François-Gérard Seligmanns Zeugenaussage zugunsten von De Hauke. Das Verfahren wird am 28. November 1949 eingestellt.

Die ALIU-Berichte

De Hauke wird in den ALIU-Berichten (Art Looting Investigation Unit) unter jenen Händlern angeführt, die nachgewiesene oder vermutliche Beziehungen zu den deutschen Besatzern hatten und US-amerikanischen Boden nicht betreten dürfen.1 Im ALIU-Schlussbericht (S. 105) wird er als im besetzten Paris geschäftlich tätig und mit Beziehungen zu Adolf Wüster, Haberstock und Walter Andreas Hofer angeführt.2 Aus dem Bericht zur Göring-Sammlung geht hervor, dass er Vermittler sei.3 Der Bericht zu Haberstock nennt den Brief vom 14. Dezember 1942, der den Kauf eines Gemäldes bestätigt.4 Einer geheimdienstlichen Mitteilung vom 14. Juni 1945 zufolge soll ein Informant De Hauke Ende 1944 bei Wüster in der Rue Bonaparte getroffen haben, erläutert jedoch, dass die beiden Männer zuvor nie geschäftlich miteinander zu tun hatten.5 In der Verdächtigenkartei der Roberts-Kommission steht die Aussage eines französischen Informanten:

„Gewissen Informationen entsprechend soll Monsieur de Hauke ausgezeichnete Beziehungen zu einflussreichen Personen innerhalb der Besatzerbehörden gehabt haben, und zwar in erster Linie mit Personen aus dem engeren Kreis des Reichsmarschalls Göring. Andererseits wurde bestätigt, dass der bundesstaatliche Geheimdienst bereits im Laufe des Jahres 1942 in New York im Hinblick auf Monsieur de Haukes Tätigkeiten und speziell zu seinen Beweggründen, im August 1940 die USA zu verlassen und nach Frankreich zurückzukehren, ermittelt hatte.“6

Eine vom britischen Geheimdienst erstellte Liste von Kunsthändlern enthält einen De Hauke betreffenden Eintrag voller fehlerhafter Angaben zu seiner Herkunft und seinen persönlichen Daten, dem zufolge er in Paris am Steuer eines deutschen Offiziersautos gesehen worden sein und den deutschen Besatzern zahlreiche Kunstwerke verkauft haben soll.7

Seine Tätigkeit als Herausgeber

Während des Krieges widmet De Hauke einen beträchtlichen Teil seiner Zeit der Herausgabe zweier Gesamtwerkverzeichnisse in der Reihe „ Les artistes et leurs œuvres“ [Die Künstler und ihre Werke]. Das erste ist das von Paul-André Lemoisne verfasste Werkverzeichnis von Degas.1 Lemoisne unterzeichnet den Vertrag im Januar 1943, wobei die Herausgabe ab dem darauffolgenden Jahr geplant, letzten Endes jedoch um drei Jahre hinausgezögert wird.2 Gedruckt wird es bei Charles Peignots Unternehmen Arts et métiers graphiques, mit dem De Hauke regelmäßig zusammenarbeitet. Das Werkverzeichnis von Seurat bereitet Félix Fénéon vor. De Hauke unterstützt ihn dabei und setzt nach seinem Tod im Jahre 1944 dessen Arbeit fort.3 Dieses Werkverzeichnis erscheint schließlich erst 1961.

Die Nachkriegszeit

Bereits in den ersten Wochen nach der Befreiung Frankreichs versucht De Hauke erneut Kontakt zu Germain Seligmann aufzunehmen und wieder geschäftlich in den USA tätig zu werden. Da Germain selbst 1942 die amerikanische Staatsbürgerschaft erhalten hatte, schreibt er ihm mit der Bitte, ihn bei seinem Visumsantrag zu unterstützen.1 Germain antwortet mit erheblicher Verspätung, weigert sich jedoch, ohne dafür genaue Gründe zu nennen, gibt ihm aber zu verstehen, dass er sich wundere, was De Hauke seit 1942 getrieben habe.2 Im Jahre 1945 versucht De Hauke vergeblich, in die USA zu reisen, als er beim Außenministerium bei der für die französischen Werke außerhalb Frankreichs zuständigen Abteilung [Services des Œuvres françaises à l’étranger] den Vorschlag einreicht, in den USA eine Ausstellung über moderne Malerei zu organisieren und dafür die Gesamtkosten zu übernehmen.3 Letztendlich gelingt es ihm, am 22. Juli 1946, ein Einreisevisum zu bekommen, woraufhin er von England aus nach New York reist.4 Im Februar 1947 beantragt seine Assistentin Yvonne Guillou ein Visum bei der US-amerikanischen Botschaft, um in De Haukes Auftrag in den USA forschen  zu können.5 Im März 1947 ermitteln die US-amerikanischen Behörden zu seinen Tätigkeiten während des Krieges, es werden jedoch keinerlei Maßnahmen ergriffen.6

  De Hauke hat in der Besatzungszeit ganz offensichtlich eine Menge Geld verdient und das gelingt ihm auch nach dem Krieg. 1946 schreibt François-Gérard Seligmann an seinen Bruder Germain:

„Apropos César: seine Situation ist nun sicher eine andere, was nicht unbedingt einer tiefgründigen Änderung auf gefühlsmäßiger Ebene entspricht, aber César ist  unheimlich reich geworden, hat Riesengeschäfte abgeschlossen, ist wahnsinnig wohlhabend und braucht niemanden. Es ist nicht auszuschließen, dass er beabsichtigt, eines Tages die Iris [die von den Erben Doucets gekauften Iris besaßen Seligmann und De Hauke zu jeweils fünfzig Prozent] zurückzukaufen. […] Zu Césars Psychologie möchte ich noch sagen, dass er erfahrungsgemäß viel mehr Geld verdient und hier derzeit ein viel angenehmeres Leben führt, als es in Amerika möglich wäre, und das trotz Germains vielen Theorien über die Tatsache, dass ein französischer Franc nichts wert sei. Trotzdem, wenn man viel von allem hat, so führt man hier ein sehr angenehmes, und letzten Endes ein viel besseres Leben als in New York.“7

Die Beziehungen zwischen De Hauke und Germain Seligmann bleiben mehrere Jahre lang distanziert, und das trotz François-Gérard Seligmanns Bemühungen:

„Mit César kann man unglaublich gute Geschäfte machen. Und ich sage Dir noch einmal, dass er während des Krieges uneingeschränkt einsatzbereit war […], er ist wütend, weil er mit Euch nicht direkt korrespondieren kann, und ich verstehe ihn. Es ist wirklich ungeschickt, mit ihm nur noch über einen Anwalt zu korrespondieren […]. Bei uns gibt es überall vorzügliche Kunden, César hat übrigens soeben seinen Cézanne, den früher Gertrude Stein besessen hatte, an einen von ihnen [Bührle] für die angebliche Summe von 150.000 bis 200.000 $ verkauft […]. Wir müssen wieder ganz von vorne anfangen und es ist genau der richtige Zeitpunkt für eine Kooperation.8

Ihre Beziehungen normalisieren sich erst gegen Ende der 1950er Jahre wieder. Aber das reicht nicht aus, um ihre gemeinsame Geschäftspartnerschaft zu neuem Leben zu erwecken, die ihnen so großen Erfolg in der Zwischenkriegszeit, diesem goldenen Zeitalter der ganz großen Geschäfte mit französischer Kunst, beschert hatte.

Fazit

Liest man die Korrespondenz, so wird klar, dass bei De Hauke die geschäftlichen Angelegenheiten im Vordergrund stehen. Moralische Überlegungen sind ihm fremd. So sehr sogar, dass er Germain Seligmann den Vorwurf macht, ihn nicht eher nach Paris geschickt zu haben, um eine Abmachung nach dem Vorbild Dequoy-Wildenstein zu erreichen. Das Vichy-Regime scheint ihm korrekt: „Marschall Pétain hat gestern eine schöne Rede gehalten und in vielerlei Punkten muss man ihm Recht geben,“1 schreibt er an Germain. „Die von Vichy geschaffene Atmosphäre bietet viel Trost. Fährt man durch unser einzigartiges Land, kann man nur rundum optimistisch werden, aber erst auf lange Sicht hin. Eine Erde wie diese rettet sich aus eigener Kraft.“2 Er freut sich fast wie ein Kind angesichts des boomenden Kunstmarkts. Seine Verblendung bzw. sein Opportunismus bringen ihn sogar dazu, Fabianis Aufstieg zu bewundern.

Da es kein Privatarchiv gibt, sind die in der Besatzungszeit getätigten Transaktionen nicht genau zu eruieren und es bleiben Zweifel hinsichtlich ihres tatsächlichen Umfangs. Inhalt und Umfang seiner Korrespondenz mit Brame und Fénéon beweisen, dass er zwischen 1940 und 1944 einen beträchtlichen Teil seiner Zeit der Herausgabe seiner Gesamtwerkverzeichnisse von Degas und Seurat gewidmet hat. Die mit den deutschen Besatzern belegten Geschäftshandlungen sind unerheblich im Vergleich zu denen anderer Kunsthändler. Während er für 143.000 F Objekte an deutsche Museen verkauft,  verkauft ein Händler wie Charles Ratton Kunst für mehr als den zehnfachen Preis.3

De Haukes Name ist in den Archivbeständen der von den für die Wiedererlangung von Kunstbesitz verantwortlichen französischen Dienststellen so gut wie nicht zu finden, wohingegen die Namen vieler anderer Vermittler bei den Transaktionen mit den deutschen Besatzern ununterbrochen auftauchen. Er setzt sich dafür ein, die letzten Besitztümer der Brüder Seligmann zu retten und unterstützt die in Frankreich verbliebenen Familienmitglieder. Er ist zudem ein naher Freund des britischen Offiziers und Sammlers Douglas Cooper, der mit den Ermittlungen zum NS-Kunstraub in der Schweiz beauftragt ist, und hilft ihm, die Liste der von Emil Bührle getätigten Ankäufe zu erstellen.4 Gleichzeitig verleitet allerdings François-Gérard Seligmanns Aussage zu De Haukes wachsendem Vermögen nach dem Krieg zu allerhand Spekulationen über das tatsächliche Ausmaß seiner vielseitigen Unternehmungen.