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Als Leiter der Gemäldesammlung des Rheinischen Landesmuseums Bonn tätigte Franz Rademacher zusammen mit dem Kulturdezernenten des Rheinlandes, Hans-Joachim Apffelstaedt, umfängliche Erwerbungen im besetzten Frankreich und unterstützte diesen zudem bei dessen Vorhaben, rheinische Kulturgüter in den besetzten westlichen Gebieten aufzuspüren und „zurückzuführen“.

Beruflicher Werdegang

Franz Jacob Rademacher wurde als Sohn eines Lehrers am 15. Januar 1899 in Krefeld geboren.1  Nach dem Abitur 1917 arbeitete er einige Monate im landwirtschaftlichen Hilfsdienst, bevor er ab 1918 Kunstgeschichte, klassische Archäologie und Literaturgeschichte in München und Bonn studierte und  1922 in Bonn in Kunstgeschichte bei Paul Clemen promovierte. Zwischen 1922 und 1935 war er an verschiedenen Museen in Krefeld und Köln als wissenschaftlicher Hilfsarbeiter tätig. Zudem war er beim Deutschen Verein für Kunstwissenschaft und der Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft Berlin beschäftigt. Im Mai 1933 trat er vermutlich in die NSDAP ein.2 Auf Betreiben des Kulturdezernenten der Rheinprovinz, Hans-Joachim Apffelstaedt, nahm er ab April 1935 eine Stelle als wissenschaftlicher Hilfsarbeiter am Rheinischen Landesmuseum in Bonn an, nachdem der dortige Direktorialassistent wegen angeblicher kommunistischer Kontakte verhaftet worden war. Ein Jahr später übernahm er dessen freigewordenen Posten.3 Am Museum kümmerte er sich vorrangig um die Gemäldesammlung.

Rheinisches Kulturgut

Rademacher arbeitete seit Beginn seiner Anstellung am Bonner Landesmuseum eng mit Apffelstaedt zusammen. Dieser hatte zu Beginn des Krieges die Erstellung einer Denkschrift bewirkt, in der alle Objekte aufgelistet wurden, die seit Napoleon aus dem Rheinland vor allem nach Frankreich „verschleppt“ worden waren und die bei zukünftigen Friedensverhandlungen zurückverlangt werden sollten.1 Darüber hinaus bemühte sich Apffelstaedt um die Erweiterung der Sammlungen des Landesmuseums, indem er vor allem rheinisches Kulturgut (das legitim über den Handel außer Landes geraten, also nicht „verschleppt“ worden war) und niederländische Malerei aufgrund der „außergewöhnlich günstigen Möglichkeiten“2 auf dem französischen Kunstmarkt ankaufte. Bei beiden, gut zu verbindenden Unternehmungen, ging Rademacher Apffelstaedt „als ständiger Stellvertreter und Spezialkenner des rheinischen Kunsthandwerks laufend zur Hand“.3 Dazu reiste er während der Kriegsjahre, teils mit Apffelstaedt, teils alleine, viele Male in die besetzten Westgebiete, im Besonderen nach Frankreich.4

Kontakte und Kooperation bei Ankäufen in Frankreich

Ein häufiger Begleiter Rademachers und besonders Apffelstaedts war der Düsseldorfer Kunsthändler Hans Bammann, ein Kenner französischer Privatsammlungen, der mit dem rheinischen Landesmuseum bereits seit längerem in geschäftlicher Verbindung stand. In den sog. Schenker-Papers werden diese drei als „Rhineland Gang“ bezeichnet, die besonders aktiv den vorteilhaften Währungskurs genutzt habe, um in Frankreich Kunstwerke zu kaufen.1 Sie standen, bezüglich der „Rückführung geraubten Kulturgutes“ wie auch hinsichtlich des Kunsterwerbs, im engen Austausch mit dem Kunstschutzmitglied Hermann Bunjes, der als Goerings Beauftragter für Kunstfragen den Überblick über die vom ERR beschlagnahmten Objekte aus jüdischem Besitz hatte. Anfängliche Hoffnungen, auf diese zugreifen zu können, realisierten sich aber nicht.2

Rademacher profitierte von Kontakten zu anderen rheinischen Museumsleitern, die vor allem durch Apffelstaedt gepflegt wurden, welcher als Kulturdezernent der Rheinprovinz die Museen von Essen, Düsseldorf, Krefeld und Wuppertal darin unterstützte, in Frankreich Kunstwerke zu erwerben. So wurden gemeinsame Transporte organisiert,3 und man machte sich gegenseitig auf interessante Objekte aufmerksam.4 Bereits bei der ersten Parisreise vom 15.-23. November 1940 wurden Apffelstaedt und Rademacher vom Düsseldorfer Museumsdirektor Hans Wilhelm Hupp sowie Heinz Köhn vom Essener Museum Folkwang begleitet.5

In Paris war der dort ansässige deutsche Händler Adolf Wüster der wichtigste Ansprechpartner für Apffelstaedt und Rademacher. Von ihm kauften sie nicht nur direkt, sondern genossen seit 1940 „die vielfache Gastfreundschaft“ Wüsters und seiner Frau.6 Wüster vermittelte zwischen ihnen und französischen Händlern, regelte die Geldtransfers und unterstützte sie bei den Formalitäten,7 verkaufte aber auch selbst an das Bonner Landesmuseum. Ein weiterer Pariser Kontakt war der ebenfalls deutsche und mit Wüster befreundete Kunsthändler Gustav Rochlitz, von dem Rademacher verschiedene Gemälde kaufte und der, ähnlich wie Wüster, Objekte aus seinem Besitz mit den Transporten für das Landesmuseum ohne Registrierung nach Deutschland bringen ließ.

Erwähnt sei noch der Kölner Händler und Bekannte Wüsters, Hermann Abels, der mit den meisten rheinischen Museen schon vor dem Krieg in Kontakt stand. Bereits im Oktober 1940 hatte er Angebote an das Rheinische Landesmuseum geschickt, die er auf einer Frankreichreise bei Pariser Kollegen und privaten Sammlern eingeholt hatte.8 Weitere Vermittlungsversuche Abels‘ sind nicht belegt, vermutlich weil Apffelstaedt und Rademacher ab November 1940 selbst Einkaufsreisen nach Paris unternahmen.

Rheinisches Kulturgut?

Apffelstaedt und Rademacher waren für Bonn zwar vorrangig an „rheinischen Werken“ interessiert, die zum „ureigensten Sammlungsbereich des rheinischen Landesmuseums gehörten, d.h. rheinische Kunst von der Vorzeit bis gegen 1500, sowie rheinisch-niederländisch flämische Bilder aus der Zeit des 15. bis 17. Jahrhunderts“.1 Doch sind auf einer nach dem Krieg erstellten Ankaufsliste auch mehrere Objekte nicht „rheinisch“. So wurden dort auch als „italienisch“ oder „französisch“ bezeichnete Objekte aufgeführt, z.B. Emaille-Arbeiten aus Limoges. Bei den 23 in Paris erworbenen Gemälden handelt es sich ausschließlich um niederländisch-flämische Werke, die Apffelstaedt als der rheinischen Kunst „stammverwandt“ erachtete.2

Nach dem Krieg

Die erworbenen Kunstwerke wurden nach Eintreffen in Deutschland sofort in Luftschutzdepots gebracht. Von dort wurden sie nach dem Krieg weitestgehend nach Frankreich restituiert.1 Ein Unrechtsbewusstsein dafür, dass man aus dem Nachbarland, das von der eigenen Nation angegriffen und besetzt wurde, in großen Mengen zoll- und steuerfrei Kunstwerke ausgeführt hatte, scheint bei Rademacher nicht vorhanden gewesen zu sein.2

Am Rheinischen Landesmuseum avancierte Rademacher 1957 zum Landesmuseumsdirektor unter dem Direktorat Kurt Böhners, wurde jedoch bereits zwei Jahre später aus gesundheitlichen Gründen vorzeitig in den Ruhestand versetzt. Er veröffentlichte noch verschiedene kunsthistorische Abhandlungen, bevor er am 6. Dezember 1987 in Bonn verstarb.3