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02/12/2021 Répertoire des acteurs du marché de l'art en France sous l'Occupation, 1940-1945, RAMA (FR)

Die für ihren Einsatz als Widerstandskämpferin bekannte Rosa Antonia Valland, genannt Rose Valland, wird am 1. November 1898 in Saint-Étienne-de-Saint-Geoirs im französischen Departement Isère geboren. Sie arbeitet zunächst als Museumsassistentin, bevor sie schließlich Konservatorin der französischen Nationalmuseen wird. Ihre 1932 begonnene Karriere endet 1968.

Der Weg von der Ausbildung bis ins Museum des Jeu de Paume

Rose Valland wächst im Dauphiné auf und beginnt nach der Schule ein Studium an der Kunsthochschule École Nationale des Beaux-Arts in Lyon (1918-1922), das sie später an der École Nationale Supérieure des Beaux-Arts in Paris fortsetzt (1922-1925) und mit der École du Louvre (1922-1927) abschließt. Ihre in jener Zeit für eine Frau ihres Standes außergewöhnliche akademische Ausbildung setzt sie am Institut d’Art et d’Archéologie [Institut für Kunst und Archäologie] (1924-1927) und an der École pratique des Hautes Études (1925-1938) [Hochschule für Sozialwissenschaften] fort. Im Laufe ihrer Ausbildung spezialisiert sie sich zuerst auf die italienische Frührenaissance, später auf griechische Archäologie und schließlich auf moderne Kunst.

Ihre Kenntnisse sollten ihr dann während des Krieges bei der Identifizierung der sogenannten „entarteten“ Kunstwerke von großem Nutzen sein, die vorübergehend im Museum des Jeu de Paume eingelagert wurden. Dort erhält sie, nach mehreren erfolglosen Bewerbungen bei anderen Museumseinrichtungen, eine unbezahlte Stelle als Sekretärin im Februar 1932, also kurz vor der am 23. Dezember stattfindenden Wiedereröffnung des fortan Écoles étrangères contemporaines genannten Museums [Museum der Zeitgenössischen Kunststile im Ausland]. Rose Valland wird damit die Assistentin des Konservators im Jeu de Paume, André Dezarrois (1889-1979) und übernimmt von nun an sehr facettenreiche Aufträge: Leitung der laufenden Verwaltungsaufgaben, Ausstellungsorganisation, Verfassen von Katalogen, Inventarisierung der Bestände etc..

Das rasche Tempo der aufeinander folgenden Veranstaltungen, deren Eröffnungen sich in den elitären, intellektuellen und künstlerischen Pariser Kreisen großer Beliebtheit erfreuen, verlangen ihr ein hohes Arbeitspensum ab. Als Assistentin des Konservators sammelt sie dabei für das Museum reihenweise Adressen1 von angesehenen oder allmählich bekannt werdenden Künstlern wie etwa Marc Chagall, Kees Van Dongen, Marie Laurencin, Marcel Despiau, Germaine Richier und Pablo Picasso. Der Jeu de Paume zählt damit zu den betriebsamsten kulturellen Einrichtungen der Zwischenkriegszeit, denn er bietet einen Überblick über das Schaffen der damals auf französischem Boden wirkenden internationalen KünstlerInnen.

Mit den zwischen Dezember 1932 und August 1939 fortlaufend stattfindenden, auf Erneuerung ausgerichteten originellen Ausstellungen erweisen sich André Dezarrois und Rose Valland als besonders wagemutige Wegbereiter.2 Die Archive sprechen Bände über Rose Vallands unermüdliche Arbeit:3 Notizen zu erhaltenen und gesandten Briefen, Werklisten mit Randnotizen, Nagel zu Nagel-Versicherungspolicen usw. deuten auf eine besonnene, keine Mühe scheuende Museumsassistentin hin, die mit Künstlern und angesehenen Persönlichkeiten genauso problemlos verkehrt wie mit Museumspersonal. Dieses nachhaltige Bemühen um die künstlerischen Strömungen außerhalb Frankreichs wird sieben Jahre nach ihrer Ankunft im Jeu de Paume mit der höchsten Ehrenmedaille Lettlands ausgezeichnet: am 14. September 1939 verleiht ihr der Minister Olgerd Groswald den Drei-Sterne-Orden.

Rose Valland arbeitet zudem an den Ausstellungskatalogen mit, eine anonyme und ermüdende Arbeit, die es ihr jedoch erlaubt, ihre Kenntnisse über die präsentierten Werke zu erweitern und ihren Blick fürs Detail zu schulen. Im Übrigen beschreibt Gabriel Millet, ihr Professor an der École pratique des Hautes Études, sie als eine Person, „auf die man sich verlassen kann“4 - aus eben diesem Grund überträgt ihr André Dezarrois auch regelmäßig die Verantwortung, wenn er wegen Urlaub oder Dienstreisen im Ausland manchmal über lange Zeit hinweg abwesend ist. Im Laufe dieser jahrelangen ehrenamtlichen Tätigkeit fühlt sich Rose Valland mit diesem neuen Jeu de Paume nahezu gefühlsmäßig verbunden, der unter anderem dank ihrer Tätigkeit vor Kriegsausbruch weithin berühmt ist.

Evakuierung der Museen und Rückkehr in den Jeu de Paume

Im September 1938, als der Anschluss und die Eingliederung des Sudetenlandes auf einen bevorstehenden Konflikt schließen lassen, überwacht Rose Valland die Durchführung der im Rahmen der Zivilverteidigung geltenden Sicherheitsmaßnahmen und die Evakuierungsanordnungen der Museen. Das Münchner Abkommen entschärft die Lage vorübergehend, am 24. August 1939 schließt der Jeu de Paume jedoch erneut seine Türen für die Öffentlichkeit. Die Evakuierung wird wieder aufgenommen und auch noch während des „Sitzkriegs“ weitergeführt. Rose Valland beaufsichtigt dabei die logistische Abwicklung und kann manchmal bei einer Bombardierung nicht umhin, die Nacht im Museum zu verbringen. Die zum Dauerbestand zählenden 483 Gemälde des Museums werden ins Loire-Schloss Chambord verbracht, wohingegen sämtliche 112 Skulpturen in das Kellergeschoss verlagert werden. Rose Valland bleibt so lange wie möglich in Paris und entschließt sich erst am 13. Juni 1940, mit dem letzten, den Angestellten der französischen Nationalmuseen vorbehaltenen Konvoi die Hauptstadt zu verlassen. Sie begibt sich ins Schloss Valençay, von wo aus sie dann General de Gaulles Appell am 18. Juni hört, bevor sie in den ersten Julitagen nach Paris zurückkehrt.1

In der Zwischenzeit bereitet die deutsche Botschaft die ersten Plünderungen vor, bevor dann der Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg (ERR), der insbesondere die aus jüdischen Privatsammlungen kommenden Kunstwerke im Auge hat, die Oberhand gewinnt. Der massive Zustrom geraubter Kulturgüter veranlasst den ERR dazu, am 1. November 1940 das Museum des Jeu de Paume zu requirieren. Im Einvernehmen mit dem Direktor der französischen Nationalmuseen, Jacques Jaujard (1895-1967), bleibt Rose Valland weiterhin an ihrer Arbeitsstelle, um die Tätigkeiten der nationalsozialistischen Rauborganisation besser kontrollieren zu können. Die Museumsassistentin rechtfertigt ihre Anwesenheit in diesem zum „Rangierbahnhof“ gewordenen Museum, zu dem nur mehr die Mitglieder des ERR Zugang haben, mit der Notwendigkeit, dass die im Kellergeschoss gelagerten Skulpturen sowie die Haustechnik (Heizung, Reinigung, Wartung) überwacht werden müssen.2

Als einzige französische wissenschaftliche Verantwortliche mit Zugang zum Jeu de Paume wird sie Kronzeugin des im Dunklen durchgeführten Kunstraubs der Nationalsozialisten. Der in Paris für das Büro Rosenberg verantwortliche Baron Kurt von Behr (1890-1945) und Görings Strohmann Bruno Lohse (1911-2007) betrachten sie als Gefahr, die früher oder später beseitigt werden muss.3 Obwohl Rose Valland regelmäßig verdächtigt, überwacht, durchsucht, ja sogar aus dem Museum vertrieben wird,4 gelingt es ihr trotzdem, die ganzen vier Kriegsjahre hindurch die Tätigkeiten des ERR auszukundschaften. „Alles, was ich sah und hörte, ergab im Register meiner Erinnerungen und meiner Notizen einen riesigen Wissensspeicher, aus dem heraus  ich mich bemühte, so viel wie möglich über die Unternehmungen und Pläne des ERR herauszufinden.5

Bei dieser gefährlichen Aufgabe kann sie mit der Unterstützung der Angestellten des Museums, insbesondere des Wachpersonals und den Packarbeitern rechnen. Ihre Beobachtungen hält sie in Form von Aufzeichnungen fest, die sie dank der Vermittlerin Jacqueline Bouchot-Saupique (1893-1975)6 alle zwei oder drei Tage Jacques Jaujard, der Mitglied des Widerstandsnetzwerks Samson ist, zukommen lässt.

Die Überwachung der im Jeu de Paume stattfindenden Vorgänge

Bereits im März 1941 wandern immer größere Mengen von Kunstwerken über die Terrasse des Tuileriengartens. Die kürzlich zur Beamtin aufgestiegene und von nun an entlohnte Rose Valland sammelt zahlreiche handgeschriebene oder fotografische Dokumente zu den Gemälden, Möbeln und Kunstobjekten, die vorübergehend im Museum gelagert werden. Wenn es ihr gelingt, sie zu identifizieren, notiert sie auch die Provenienz der Sammlungen und ihren Bestimmungsort sowie die Identität der hohen nationalsozialistischen Würdenträger und der mit ihnen in Kontakt stehenden Kunsthändler, die ihre eigene Privatsammlung mit geraubten Kunstwerken anreichern.

Am 3. November 1940 ist sie dann auch zugegen, als Reichsmarschall Hermann Göring (1893-1946) dem Jeu de Paume in Begleitung des für seine Privatsammlung verantwortlichen Walter Andreas Hofer (1893-um 1971) seinen ersten Besuch abstattet.1 Rose Valland bemerkt, dass Bruno Lohse ohne Beisein des Reichsmarschalls bemüht ist, unter den beschlagnahmten oder durch Tausch herangeschafften Kunstwerken für ihn seinem Geschmack entsprechende Werke auszuhandeln. Auch der Kunsthistoriker und im Januar 1942 zum Direktor des deutschen Kunstinstituts in Paris avancierte Dr. Hermann Bunjes (1911-1945) ist einer der künstlerischen Vermittler des Reichsmarschalls, den Rose Valland häufig in den Ausstellungsräumen des Jeu de Paume sieht.2 Sie erwähnt im Übrigen, dass die Besuche von Görings Gesandten besonders gefürchtet werden, da diese „sich der Macht ihres Herren sehr wohl bewusst sind und dies auch spüren lassen“ und dass sie „je nach Laune ihres Herrn, für den sie arbeiten, freundlich oder gefährlich“ sein können.3 Die Kunsthistoriker und Museumsbeamten wie etwa Robert Scholz (1902-1981), der Leiter der Kunstabteilung des ERR oder Oberleutnant Hermann von Ingram (1903-1995), der vorläufige Leiter des ERR, stellen für die französischen Angestellten des Jeu de Paume eine weniger große Gefahr dar, notiert sie noch.

In ihren Aufzeichnungen beschreibt die Museumsassistentin die Unmengen der infolge der Beschlagnahmung umfangreicher jüdischer Privatsammlungen gebrachten und nun im Museum aufbewahrten Werke. Im Jahre 1941 liefert sie eine detailgenaue Beschreibung der jeweiligen Beschaffenheit und Qualität der Sammlungen Édouard, Robert, Henri, Maurice und Edmond de Rothschild, die in den Privatwohnungen der verschiedenen Familienmitglieder in, um oder außerhalb von Paris beschlagnahmt worden sind. Im Laufe des Jahres kommen dann noch u.a. die Sammlungen Jacques Stern, David-Weill, Alphonse Kann, Paul Rosenberg, Alfred Lindon zu dieser Ausbeute an geraubten Kunstwerken hinzu.4 Die Tauschgeschäfte mit den sogenannten „entarteten“ Kunstwerken dokumentiert Rose Valland anhand von den daran beteiligten Kunsthändlern. Gustav Rochlitz, Arthur Pfannstiel, Max Stoecklin, Maria Almas-Dietrich, Adolf Wuester, Alfred Boedecker, Jan Dyk, Alexander von Frey und Isidor Rosner zählen zu den wichtigsten Akteuren der 28 vom ERR in Paris organisierten Tauschaktionen.5 Die Gutachten der getauschten Werke werden vom Kunstgrafiker Beltrand erstellt, den sie als „unglücklichen, verängstigten französischen Gutachter“ schildert.6 Im Übrigen dokumentiert Rose Valland in ihren Memoiren ausschließlich Tauschgeschäfte und Machenschaften, die die Kunstwerke aus dem Jeu de Paume betreffen, und nicht, sofern sie davon überhaupt Kenntnis hat, die Vorgänge in den Pariser Auktionshäusern.

Die Wiedererlangung von Kunstwerken in Deutschland

Rose Valland arbeitet immer noch im Jeu de Paume, als Paris am 25. August 1944 befreit wird. Am 24. November desselben Jahres wird die Commission de récupération artistique [Kommission für die Wiedererlangung von Kunstbesitz] ins Leben gerufen mit dem Zweck, die während des Krieges in Frankreich beschlagnahmten Kulturgüter ausfindig zu machen. Rose Valland arbeitet dann dort im Generalsekretariat, wird aktives Mitglied der Kommission und fährt gleich am 1. Mai 1945 nach Deutschland, nachdem sie in die 1. Französische Armee eingetreten war, in der sie zum Kapitän ernannt wird. Bei der Befreiung zählt sie zu den bestinformierten Personen in diesem Bereich und schreibt: „Ich betrachtete es als meine Pflicht, meine Kenntnisse zu nutzen und meine im Krieg begonnene Aktion fortzuführen.“1

Kurz vor ihrer Abreise scheint sie auf die Bitte von Georges Salles (1889-1966) hin bei der Säuberung des französischen Kunstmarkts mitgewirkt zu haben: am 27. April delegiert2 sie nämlich der Direktor der Staatlichen Museen Frankreichs, um an den Beratungen der Commission nationale interprofessionnelle d’épuration [Nationale berufsübergreifende Säuberungskommission] teilzunehmen, als die Antiquitätenhändler Albert Bourdariat (1880-1974) und Eugène Pouget beschuldigt werden, den deutschen Besatzern als Vermittler gedient zu haben, als diese im Schloss Bort in Saint Priest Taurion (Departement Haute-Vienne) zwei Tapisserien aus dem 16. Jahrhundert beschlagnahmten, die dem Vicomte und der Vicomtesse von Sèze gehörten.3

Nichtsdestotrotz ist sie nach dem Krieg in erster Linie in Deutschland zwischen Baden-Baden und Berlin tätig, hauptsächlich in der französischen Besatzungszone. Sie setzt sich im Übrigen dafür ein, dass die zum Thema Kunstraub in Frankreich vorgesehenen Tage bei den Nürnberger Prozessen aufrechterhalten bleiben, als Hermann Göring und Alfred Rosenberg (1893-1946) vor Gericht stehen. Denn der Kunstraub

„schien in den Augen der Gesetzgeber angesichts der anderen Kriegsverbrechen vor Gericht relativ geringe Bedeutung zu haben. Die Konsequenzen eines solchen Urteils konnten sich innerhalb der Gesetzgebung nach dem Krieg und auf internationaler Ebene als schwerwiegend erweisen, und zwar sowohl in Bezug auf die einzufordernden Restitutionen als auch in Bezug auf die von den beraubten Personen eventuell geforderten Entschädigungen. Sobald mir diese Lücke und diese Gefahr bewusst geworden waren, trug ich Herrn [Auguste] Champetier de Ribes [1882-1947], der beim Strafantrag eine nicht unwesentliche Rolle spielte, meinen Standpunkt vor, wobei ich betonte, dass das Ausmaß des Kunstraubs noch nicht ausreichend bekannt sei. Nach eingehender Prüfung meiner vorgetragenen Bitte schloss er sich meiner Meinung an und ordnete an, die Gerichtsakten in diesem Sinne zu ergänzen“.4

Ab September 1945 wird Rose Valland die französische Abgesandte für Restitutionsfragen bei der 7. US-amerikanischen Armee, wo sie zum Oberstleutnant avanciert. Dank dieser neuen Stellung kann sie unbehindert innerhalb der amerikanischen Besatzungszone reisen, wo sich zahlreiche Depots mit Kunstwerken des ERR befinden, insbesondere im bayerischen Schloss Füssen.

Rose Valland trägt aktiv und in hohem Maße innerhalb der zwischen 1944 und 1949 tätigen französischen Kommission zur Wiedererlangung von Kunstbesitz bei. Ab März 1946 leitet sie die in Berlin ansässige Kunstabteilung des Groupe français du Conseil de contrôle (GFCC) [Französische Gruppe des Kontrollrats] – eine internationale, aus den vier alliierten Großmächten zusammengesetzte Behörde zur Vertretung der deutschen Regierung. Zwei Jahre später wird sie die Mitverantwortliche des Service de remise en place des œuvres d’art (SROA) [Behörde für die Rückführung von Kunstwerken in die Sammlungen] und Leiterin der Zentralstelle der Kommission für die Wiedererlangung von Kunstbesitz in Deutschland und Österreich. Diese neuen Aufgaben verleihen ihr Weisungsbefugnis gegenüber den deutschen Museen, deren vor dem Krieg evakuierte, in den Depots teilweise zusammen mit geraubter Kunst abgelagerte Sammlungen nun zurückgeführt werden müssen.

Bis zu ihrer Rückkehr nach Frankreich im März 1953 bemüht sich Rose Valland, die verschwundenen Sammlungen wiederzuerlangen und die Interessen Frankreichs zu schützen: zu ihren hervorragendsten Leistungen kann man ihre Fahrt nach Carinhall, Görings ehemaligem Jagdschloss in der Nähe von Berlin, zählen, aber auch ihre intensiven Verhandlungen mit den Vertretern in der sowjetischen Besatzungszone, um im Namen Frankreichs die teilweise Rückgabe der im Pariser Armeemuseum entwendeten Kriegstrophäen zu erwirken. Der Kommandant der französischen Streitkräfte in Deutschland, General König, schreibt ihr im Jahre 1961 anerkennende Worte für ihr Einschreiten: „Ich sehe Sie noch vor meinen Augen, wie Sie voller Arbeitseifer, ja, ich möchte sagen, mit glühender Leidenschaft sich bemühen, so viele schöne Dinge aufzustöbern, die ohne Sie für immer verloren gewesen wären.“5

Rückkehr nach Frankreich

Noch vor ihrer Rückkehr nach Frankreich wird Rose Valland zur Konservatorin der französischen Nationalmuseen ernannt, und zwar ab 1. März 1952, obwohl sie seit 23. Oktober 1945 auf der Eignungsliste steht. Die Gründe für dieses relativ späte Aufrücken in eine höhere Stellung sind vielleicht der Tatsache zuzuschreiben, dass sie für den ganzen Zeitraum, während die Kommission für die Wiedererlangung von Kunstbesitz tätig war, im Auftrag des Außenministeriums in Deutschland arbeitete. Im Jahr 1955 wird sie mit Unterstützung von Jacques Jaujard zur Leiterin des Service de protection des œuvres d’art (SPOA) [französische Kunstschutzabteilung] ernannt. Dieses im Hôtel Salomon de Rothschild eingerichtete Amt an der Adresse 11, Rue Berryer in Paris soll unter der Leitung der Konservatorin weiterhin die Anträge der enteigneten Familien bearbeiten. Außerdem hat sie den Auftrag, die Evakuierung und Sicherstellung der Sammlungen für den Fall eines neuerlichen Weltkrieges zu planen. In diesem Sinn vertritt Rose Valland Frankreich im Jahre 1954 bei der Haager Konvention zum Schutz von Kulturgut bei bewaffneten Konflikten.

1961 veröffentlicht Rose Valland ihre Memoiren unter dem Titel Le Front de l’art, Défense des collections françaises (1939-1945) [~ Die Kunstfront – Verteidigung der französischen Kunstsammlungen (1939-1945)], die zu einem Standardwerk der Geschichte des vom ERR begangenen Kunstraubs geworden sind. Eines der von der Konservatorin geschilderten Ereignisse wurde im Übrigen 1964 in einer Hollywood-Produktion des Regisseurs John Frankenheimer unter dem Titel Der Zug verfilmt. Trotz der durch Buch und Film erzielten Berühmtheit bedauert Rose Valland dieses Getöse und sagt eines Tages zu einer Verwandten: „Das, was [der Film] mir an Eifersucht und Karrierefeindschaft einbrachte, verdirbt mir das Vergnügen, das ich zu Beginn hatte.“1 Sogar innerhalb ihres Amtes leidet die Konservatorin an der eifersüchtigen Haltung, die ihr entgegengebracht wird, sodass sie sich immer mehr isoliert, um ihre Forschungen weiter betreiben zu können.

1968 geht sie offiziell in Rente, bleibt aber bis an ihr Lebensende ehrenamtliche Projektmitarbeiterin im Archiv der französischen Nationalmuseen. Rose Valland stirbt am 18. September 1980 in Ris-Orangis in der Nähe von Paris, ohne den zweiten Band ihrer Memoiren veröffentlicht zu haben.2 Sie wurde in der Familiengruft in Saint-Étienne-de-Saint-Geoirs neben ihrer Lebensgefährtin Joyce Heer begraben.