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Hans Bammann gehörte seit 1933 zu den wichtigen Kunsthändlern im Netzwerk der rheinischen Museen. Während der Besatzungszeit agierte er als Kunstagent für eben diese Museen und stand in engem Austausch mit den Pariser Akteuren, die in Transaktionen mit Raubkunst aus jüdischen Sammlungen verwickelt waren.

Kunsthändler im Rheinland

Im Rheinland arbeitete Hans Bammann zwischen 1933 und 1945 insbesondere für die Kunstsammlungen in Düsseldorf und das Rheinische Landesmuseum in Bonn. Dies spiegelt sich in den Neuerwerbungen jener Zeit wider: Nach aktuellem Forschungsstand hat man in Düsseldorf unter der Direktion von Hans Wilhelm Hupp etwa 60 Papierarbeiten und 40 Gemälde zwischen 1929 und 1942 von oder durch Bammann erworben, in Bonn war er an mindestens 21 Geschäften mit Gemälden zwischen 1934 und 1941 beteiligt. Bis heute ist über das Leben und Wirken von Hans Bammann wenig bekannt, erwiesen ist jedoch, dass Bammann mehrfach mit ehemals jüdischem Besitz gehandelt hat.

Lebensdaten

Johann Joachim Wilhelm (genannt Hans) Bammann wurde am 24. Januar 1901 als ältestes von zwei Kindern in Elberfeld geboren. Sein zwei Jahre jüngerer Bruder hieß Günther Hermann Bammann (geboren am 28. Juli 1903) und wurde Diplom-Ingenieur. Die Eltern waren der Chemiker Dr. Johann Jakob Bammann sowie Anna Maria Elisabeth Bammann, geborene Mühlen. Die Familie war lutherischen Glaubens.1 Am 23. Oktober 1943 heiratete Hans Bammann die in Recklinghausen geborene Johanna (genannt Hänny) Drecker, geschiedene Mühlen (geboren am 7. September 1894) im österreichischen Schwarzenberg (Vorarlberg). Sie war katholischen Glaubens.2 Hänny und Hans Bammann hatten keine Nachkommen. Hans Bammann fiel als Unteroffizier wenige Tage vor Kriegsende am 20. April 1945 in der Werbiger Flur bei Luckenwalde im Alter von 44 Jahren.3

Anfänge als Händler

Hans Bammanns Anfänge als Kunsthändler lassen sich möglicherweise in der Galerie Lohmann-Haus in Elberfeld verorten, vertrat er doch am 8. November 1925 die Galerie von Max Lohmann anlässlich der Gründung des Verbandes Rheinisch-Westfälischer Kunsthändler e.V., der sich für die „Wahrung und Förderung der Interessen des reellen Kunsthandels“ einsetzte.1 In den Adressbüchern von Elberfeld wurde Bammann zu diesem Zeitpunkt als Kaufmann geführt.2 Um 1926,3 spätestens 1927 eröffnete Bammann einen Kunstsalon in der Viktoriastraße 4 in Düsseldorf.4 Zeitgleich ging er gemeinsam mit dem Buchhändler Hans Trojanski (1896-1975) eine Arbeitsgemeinschaft ein.5 Trojanski führte seit 1924 auf zwei Etagen das Buch- und Kunstkabinett Hans Trojanski in der Blumenstraße 11 in Düsseldorf und war auf den Handel mit moderner Grafik spezialisiert.6 Hans Bammann wiederum, der zuvor wohl ein Kunstgeschichtsstudium begonnen hatte, dieses aus finanziellen Gründen jedoch hatte abbrechen müssen,7 war bestens vertraut mit der Malerei des 16. bis 19. Jahrhunderts. Darüber hinaus galt er als ausgezeichneter Experte für die niederländische und flämische Kunst des 17. Jahrhunderts. Zweifelsohne ergänzten sich Bammann und Trojanski allein aufgrund ihrer Kennerschaft gut/sehr gut?. Ab 1930 spiegelt sich ihre Kooperation auch in einer gemeinsamen Adresse wider: So teilten sich Bammann und Trojanski die Geschäftsräume in der Blumenstraße 11.

Internationale Kontakte

Hans Bammann baute sich ab Ende der 1920er bis in die 1940er Jahre ein großes, internationales, über Sammler und Kunsthändler weit verzweigtes Netzwerk auf. Es reichte mindestens von Deutschland über Österreich und die Niederlande bis nach Frankreich. In Deutschland lassen sich geschäftliche Verbindungen beispielsweise zur Galerie Thannhauser sowie zu den Galerien Heinemann, Eduard Plietzsch, Maria Almas-Dietrich, Walter Bornheim und Johannes Hinrichsen nachweisen.

Neben der Kooperation mit Trojanski gab es – mindestens zwischen 1929 und 1934 – eine Zusammenarbeit mit der Amsterdamer Galerie Pieter de Boer, die sich in gemeinsamen Ausstellungen und Publikationen manifestierte. Bammann vertrat wohl die Interessen der Galerie im Rheinland,1 die ihm möglicherweise zugleich die Gelegenheit bot, sich mit dem niederländischen Kunstmarkt vertraut zu machen. Denn gerade dort sollte er wenige Jahre später während der Besatzungszeit (um 1941) regelmäßig für die rheinischen Museen geschäftlich tätig sein.2

In den 1930er Jahren wirkte Bammann zudem als Kunstsachverständiger und stellte sich unter anderem in den Dienst des Kulturreferenten der Rheinischen Provinzialverwaltung, Dr. Hans Joachim Apffelstaedt.3 Bammanns Wissen von und über französische Privatsammlungen, das er sich wohl ebenfalls in den 1920er und 1930er Jahren aufgebaut hatte, war für Apffelstaedt von großem Interesse, als er ihn 1940 gemeinsam mit dem Kustoden des Rheinischen Landesmuseums Bonn, Dr. Franz Rademacher, mit nach Frankreich nahm, um Kulturgüter aus dem Rheinland aufzuspüren und ‚zurückzuführen‘, die in vorangegangenen Kriegen beschlagnahmt worden waren.4 

In Frankreich pflegte Bammann Kontakte zu zahlreichen Kunsthändlern, beispielsweise zu Bruno Lohse, Gustav Rochlitz, Alice Manteau, Jean Lenthal und Victor Aubry.5 Hans Bammann zählte zu den Agenten, die für die Museen in Düsseldorf, Aachen, Köln und Bonn sowie für individuelle Käufer auf dem französischen Kunstmarkt Erwerbungen tätigten.6 Von Bammann lassen sich allerdings nur wenige konkrete Transaktionen aus Frankreich für die Kunstsammlungen Düsseldorf, das Wallraf-Richartz-Museum in Köln und das Landesmuseum Bonn nachweisen. Neben diesen rheinischen Museen standen unter anderem auch das Suermondt-Museum Aachen, das Kunstmuseum Bochum, das Museum Folkwang in Essen, die Kunsthalle zu Kiel, das Kaiser Wilhelm Museum in Krefeld sowie die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen in München mit Bammann in Kontakt und erwarben durch ihn Kunstwerke, zum Teil durch Vermittlung des Berliner Kunsthändlers Johannes Hinrichsen (1884-1971). Dieser und Walter Bornheim standen Bammann privat wie auch geschäftlich nahe, und alle drei? waren nachweislich als Einkäufer für Hermann Göring tätig.7 

Einberufung und Kriegsfolgen

Während seiner Tätigkeit in Frankreich war Bammann zunächst vom Militär freigestellt. 1942 wurde er doch eingezogen und als Unteroffizier in der 21. Panzerdivision eingesetzt.1 Auf Antrag von Bruno Lohse und Adolf Wüster wurde Bammann im Dezember 1943 in Paris dem Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg überwiesen.2 Nach dessen Auflösung versetzte man ihn zurück in sein Regiment, das an der Ostfront im Einsatz war.

Zu diesem Zeitpunkt existierten die Düsseldorfer Galerieräume schon nicht mehr. Sie waren bei einem Bombenangriff im Jahre 1943 zerstört worden. Trojanski war in Gefangenschaft geraten, kehrte aus dem Krieg zurück und versuchte einen beruflichen Neuanfang. Zunächst arbeitete er mit dem Düsseldorfer Kunsthändler Alex Vömel (1897-1985) zusammen, dann gelang ihm der Wiederaufbau seiner Galerie. 1951 eröffnete er unter der alten Adresse, Blumenstraße 11. Hänny Bammann wohnte zeitweise bei Trojanski, der die inzwischen schwer erkrankte Witwe bei der Wiedererlangung der ausgelagerten Privatsammlung von Hans Bammann unterstützte. Insgesamt hatte Bammann sieben Gemälde, von [Albrecht] Adam, [Cornelis] Lelienbergh, [Joris] van Son, [Tommaso] Realfonso, [Lodewijk] de Vadder und [Jan Henrik] Verheyen, sowie drei Möbelstücke aus seiner Privatsammlung im Frühjahr 1943 über die Städtischen Kunstsammlungen Düsseldorf in den Depots Schloss Herdringen (Arnsberg, Westfalen) sowie Schloss Adolfsburg im Sauerland auslagern lassen.3 Sie erhielt die Werke zurück. Deren Provenienz jedoch muss für den Moment genauso ungeklärt bleiben wie die Herkunft der sich heute noch in Museumsbesitz befindlichen Werke aus der Sammlung Bammann.