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Der Direktor des Essener Museums Folkwang gehörte zum Kreis führender Mitarbeiter rheinischer Museen, die bei ihren umfänglichen Kunstankäufen auf dem französischen Markt während der Besatzungszeit kooperierten.

Beruflicher Werdegang

Der 1901 als Sohn eines Pfarrers in Halle an der Saale geborene Heinz Köhn studierte in seiner Geburtsstadt Geschichte, Kunstgeschichte, Philosophie und Theologie und promovierte 1928, nachdem er eine Zeit lang im Lehramt tätig war. Nach einer Anstellung am Oldenburger Landesmuseum kam er 1930 als wissenschaftlicher Hilfsarbeiter nach Essen ans Museum Folkwang. Im Jahr 1938 übernahm er die Leitung des Hauses und trat damit an die Stelle von Klaus Graf von Baudissin, unter dessen Ägide im Rahmen der Aktion „Entartete Kunst“ ca. 1.400 bedeutende Werke aus der außergewöhnlichen Sammlung der Moderne entfernt worden waren.1

Ankäufe auf dem französischen Kunstmarkt

Köhn gehörte zum Kreis führender Mitarbeiter rheinischer Museen um den rheinischen Kulturdezernenten Hans-Joachim Apffelstaedt, die bei ihren Kunstankäufen auf dem französischen Markt während der Besatzungszeit kooperierten.1 So gehörten die Erwerbungen des Museums Folkwang, neben denen der Museen in Krefeld, Düsseldorf und Bonn, zu den umfangreichsten, die öffentliche Sammlungen im besetzten Frankreich tätigten.2  Im November 1940 reiste Köhn, zusammen mit Apffelstaedt, Franz Rademacher aus Bonn und Hans Wilhelm Hupp, Leiter der Kunstsammlungen Düsseldorf, erstmals nach Paris, um den dortigen Kunstmarkt zu sondieren.3 Weitere Einkaufreisen folgten.

Wegen der außergewöhnlich günstigen Konditionen, v.a. des sehr vorteilhaften Wechselkurses, stellte der Oberbürgermeisters von Essen, Just Dillgardt, Köhn bereits Ende 1940 eine große Summe für den Erwerb von Kunst zur Verfügung.4 Später sollten weitere Mittel folgen. Köhn erwarb ausschließlich französische Gemälde des 18. und 19. Jahrhunderts sowie einige graphische Blätter, darunter waren allerdings auch Werke deutscher Künstler wie Adolph Menzel und Anton Graff. Darüber hinaus erwarb Köhn 34 kunsthandwerkliche Objekte, bei denen es sich fast ausschließlich um Keramiken unterschiedlicher Epochen und Herkünfte handelte.5 Ein Schreiben Rademachers aus Bonn, in dem er an Köhn Offerten des Händlers Hermann Abels vom Pariser Kunstmarkt weiterleitete, belegt, dass Köhn auch Interesse u.a. an fränkischer Holzplastik des 15. Jahrhunderts zeigte.6

Wichtigste Kontaktperson in Paris war Adolf Wüster, der vor allem als Vermittler zwischen den rheinischen Museen und den französischen Händlern fungierte. Die Korrespondenzen mit den Händlern liefen weitgehend über Wüster und dessen Frau Nadine. Zwar ist der schriftliche Austausch zwischen Köhn und Wüster nicht erhalten, doch geht aus den in Düsseldorf und Krefeld vorhandenen Briefwechseln Wüsters auch Köhns enger Kontakt zu dem in Paris ansässigen Zwischenhändler hervor.7 Wie für die anderen leitenden Mitarbeiter rheinischer Museen, war zudem der Kunstschutzmitarbeiter Felix Kuetgens ein wichtiger Ansprechpartner in Paris für die Ausstellung von Einreisebefürwortungen und Ausfuhrgenehmigungen8

Nach Kriegsende

Als die von den Museen angekauften Kunstwerke aufgrund der London Declaration von 1943 nach Kriegsende an Frankreich zurückgegeben werden mussten, bemühte sich Köhn intensiv – u.a. indem er über Felix Kuetgens Kontakt nach Paris herzustellen versuchte –  aber weitgehend erfolglos, die Rückgabe zu verhindern.1 Um den, seiner Meinung nach, rechtmäßigen Erwerb zu belegen, legte er die Ankaufsrechnungen vor, die im Archiv des Museums Folkwang erhalten sind.2Von den nach Frankreich rückgeführten Kunstwerken befinden sich heute noch 31 im Bestand MNR.3

Ein Unrechtsbewusstsein dafür, dass man aus dem von der eigenen Nation angegriffenen und besetzten Nachbarland in großen Mengen zoll- und steuerfrei Kunstwerke ausgeführt hatte, ist nicht festzustellen.

Köhn, der bis zu seinem Tod 1962 im Amt blieb, versuchte, die durch die Aktion „Entartete Kunst“ entstandenen Verluste der Sammlung durch Neu- und Rückankäufe zu ersetzen, um „ein möglichst geschlossenes Bild der deutschen und französischen Malerei des 20. Jahrhunderts“4 zusammenzustellen.5