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Der Direktor des Frankfurter Museums für Kunsthandwerk Walter Mannowsky unternahm zusammen mit weiteren Leitern von Frankfurter Museen und mit tatkräftiger Unterstützung des Oberbürgermeisters, mehrere Einkaufsreisen nach Paris und trat dort mit Akteuren des NS-Kunstraubs in Kontakt.

Erwerb von Zwangsabgaben und „Auslandsankäufe“

Georg Julius Walter Mannowsky leitete von 1938 bis 1948 das Museum für Kunsthandwerk in Frankfurt am Main.1 In dieser Funktion konnte er bedeutende Zugänge für die Sammlungen verzeichnen: Nach der Pogromnacht erwarb das Museum 1938 große Teile berühmter Frankfurter Privatsammlungen, etwa von Maximilian von Goldschmidt-Rothschild (1843-1940). Der Städtischen Darlehensanstalt kaufte das Museum 1939 wertvolle Silbergegenstände günstig ab. Hierbei handelte es sich um Zwangsabgaben von als Juden verfolgten Bürgerinnen und Bürgern. Für Kunstankäufe im von deutschen Truppen besetzten Ausland genehmigte Frankfurts Oberbürgermeister Friedrich Krebs (1894-1961) auf Mannowskys Empfehlungen beachtliche Sondermittel zugunsten der Frankfurter Museen. So erweiterten die „Auslandsankäufe“ in Frankreich und Holland (1940-1944), die Mannowsky im Auftrag des Oberbürgermeisters tätigte, beträchtlich den Bestand.

Einkaufsreisen nach Paris

Nach Paris unternahm er insgesamt sieben Dienstreisen und erwarb dort bei einschlägigen Kunsthandlungen durch Kauf und im Tausch um die 120 kunsthandwerkliche Gegenstände und etwa 175 Neuerwerbungen für die Graphische Sammlung.1 Besonders viele kunsthandwerkliche Objekte erwarb er etwa von den Kunsthandlungen Kalebdjian, Garabet-Kevorkian, Recher und Vandermeersch, des Weiteren kaufte er zahlreiche Zeichnungen und Stiche bei Neuville et Vivien, Prouté und Rousseau. In einigen Fällen beauftragte Mannowsky das Speditionsunternehmen Gustav Knauer in Paris mit der Abholung der Gegenstände bei den Kunsthandlungen sowie mit ihrem Versand. Über die Erwerbungen, die Entwicklungen auf dem Pariser Kunstmarkt und Mannowskys wichtige Kontaktpersonen und Kunsthandlungen geben Dienstreiseberichte, Listen, Rechnungen, Korrespondenzen bis hin zu flüchtig auf Papier geschriebene Notizen Auskunft.2 Von seiner ersten Reise nach Paris, die er im Dezember 1940 zusammen mit Ernstotto Graf zu Solms-Laubach (1890-1977), Direktor des Stadtgeschichtlichen Museums, unternahm, berichtete er etwa: „In Paris besteht bei den kleinen und mittleren Händlern […] Überfluss an Waare [sic!], der durch Verkäufe aus Privatbesitz noch dauernd wächst, […]. Erwerbungen lassen sich heute zu sehr günstigen Bedingungen machen.“3 Sie kauften „[a]ntike und mittelalterliche Plastik, antike Keramik, Möbel, Wandteppiche, deutsches Porzellan, Silber, altchinesische Kunst und anderes mehr“.4 Schon im Februar 1941 reisten die beiden Museumsdirektoren erneut nach Paris, diesmal in Begleitung von Ernst Holzinger (1901-1972), dem damaligen Direktor des Städelschen Kunstinstituts.5 Auf Anordnung von Krebs sollten sie sich in Paris bei Franz Florentin Maria Graf Wolff-Metternich zur Gracht (1893-1978), Leiter des Militärischen Kunstschutzes der Wehrmacht in Frankreich, im Hotel Majestic, Avenue Kléber 42, „einfinden und sich bei der Durchführung ihrer Aufgaben seiner Vermittlung bedienen.“6 Auch wies sie der Oberbürgermeister an, bei dem Kunstschutzmitglied und Mitarbeiter des Einsatzstabs Reichsleiter Rosenberg (ERR) am Jeu de Paume Günther Schiedlausky vorzusprechen.7

Auf diese Weise knüpfte Mannowsky früh wichtige Kontakte zu Pariser Händlern, die sich im Dunstkreis der dortigen NS-Kunstwelt bewegten, beispielsweise Fürst Jussupow und Rudolf Holzapfel zählten, dem als Vermittler eine tragende Rolle beim Kauf und bei der Lagerung neu erworbener Objekte für das Museum zukam.8 Auch bei der Organisation des Transports neuerworbener Objekte nahm Mannowsky in Paris die Unterstützung namhafter Akteure des NS-Kunsthandels, wie etwa Hildebrand Gurlitt, in Anspruch.9 Im Oktober 1943 besuchte Mannowsky die sich noch im Aufbau befindliche Kunsthistorische Forschungsstätte (KHF) unter der Leitung von Hermann Bunjes, der Mannowsky bei dieser Gelegenheit möglicherweise bei seinen Ankäufen für das Museum beriet.

Neben seiner Ankaufstätigkeit führte Mannowsky während seiner Parisreisen auch andere Aufgaben im Namen der Stadt Frankfurt aus. Anfang März 1944 organisierte Oberbürgermeister Krebs etwa ein Treffen in Paris zwischen dem Museumsdirektor und Kurt Graf von Behr, dem Leiter der „Dienststelle Westen“ und Koordinator der M-Aktion.10 Mit ihm handelte Mannowsky die Lieferung von Möbeln und Hausgeräten für das bombengeschädigte Frankfurt aus.11 Bei dieser letzten Dienstreise gelang es ihm auch, „noch einige, für den Ausbau der Sammlungen wichtige Stücke zu erwerben“.12 Schließlich war das „Angebot hochwertigen Kunstguts“ Anfang März 1944 seit seinem letzten Parisaufenthalt im Oktober 1943 „eher grösser geworden“.

Nach dem Krieg

Als Mitglied NSDAP und förderndes Mitglied der SS wurde Mannowsky am 12. Mai 1945 vom Dienst suspendiert. Nachdem ihn die juristische Instanz der Spruchkammer als „Mitläufer“ eingestuft hatte, berief ihn die Stadt Frankfurt am 1. August 1946 wieder ins Amt. Einen Teil seiner Pariser Erwerbungen gab das Museum schließlich in Mannowskys letzten Amtsjahren über den Central Collecting Point Wiesbaden der amerikanischen Militärregierung in Hessen an die Regierung Frankreichs zurück. Einen anderen Teil besitzt das Museum noch heute. Wie Mannowsky noch 1947 hinsichtlich der französischen Ankäufe behauptete, hatte er keine „finanzielle oder andere Notlage benutzt um günstigere Erwerbungsbedingungen zu erreichen.“1 Der Direktor bestritt außerdem die Verwendung von Besatzungsgeld.2 Seine Erinnerungen widersprachen somit in wichtigen Punkten den Verlautbarungen in seinen Reiseberichten. Dass er wahrscheinlich gerade auch solche Stücke erwarb, die im Zuge des legalisierten und systematischen Raubs an der jüdischen Bevölkerung in Paris auf den Kunstmarkt gelangten, lassen seine Aussagen außer Acht. Am 1. Oktober 1948 wurde Walter Mannowsky in den Ruhestand versetzt.