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20/05/2022 Répertoire des acteurs du marché de l'art en France sous l'Occupation, 1940-1945, RAMA (FR)

Die auf historische Porzellan- und Fayencekunst spezialisierte Galerie Vandermeersch tätigte eine Reihe von Verkäufen an verschiedene deutsche Museen sowie an den Berliner Kunsthändler Hans Lange. Nach dem Krieg wurden die von der Commission nationale interprofessionnelle d’épuration [nationale berufsübergreifende Säuberungskommission] und dem Cour de justice du département de la Seine [Gerichtshof des Departement Seine] gegen den Galeriebesitzer eingeleiteten Gerichtsverfahren bald wieder eingestellt.


Die auf historische Porzellan- und Fayencekunst spezialisierte Galerie Vandermeersch wurde 1880 von dem Restaurator und Antiquitätenhändler Louis Auguste Vandermeersch (10. März 1861 – 19. Mai 1925) im sechsten Pariser Arrondissement an der Adresse 31 bis Rue des Saints-Pères gegründet. Aus seiner ersten Ehe mit Jeanne Broustet hatte Auguste Vandermeersch zwei Kinder, ein Mädchen, Suzanne, geb. am 14. Oktober 18891, und einen Sohn, Georges, geb. am 14. Dezember 18982. Nach der Scheidung von seiner ersten Frau heiratete der Kunsthändler am 27. September 1911 Yvonne Poirier, mit der er bereits einen unehelichen Sohn hatte, Pierre Poirier, geb. am 12. März 1904 im fünften Pariser Arrondissement3. Ab dem 1. Oktober 1938 verfügte die offene Handelsgesellschaft namens „Vandermeersch & Cie“ in Untermiete über einen Geschäftsfonds an der Adresse 23 Quai Voltaire.4 Während der Besatzungszeit leitete Georges Vandermeersch die Galerie der Familie. Weil er zu Anfang des Krieges eingezogen wurde, öffnete der Händler den Vorschriften der Vichy-Regierung5 entsprechend sein Geschäft erst wieder in den ersten Monaten des Jahres 1941. Unterlagen der Firma Schenker belegen, dass die Galerie Vandermeersch Verkäufe zugunsten deutscher Museen getätigt hat.6 Der Direktor des Düsseldorfer Museums wurde bei ihm vorstellig, um deutsche Objekte zur Vervollständigung seiner Sammlungen zu erwerben. Am 29. Januar 1941 verschickte die Firma Vandermeersch daher rund 30 Porzellanarbeiten an die Kunstsammlung der Stadt Düsseldorf.7 In seiner Verteidigungsschrift gibt Georges Vandermeersch an, er habe Porzellanobjekte an die Museen von Saarbrücken, Düsseldorf, Wuppertal-Elberfeld, Köln und ans Pfälzische Museum verkauft.8 Der Berliner Kunsthändler Hans Lange gehörte ebenfalls zu seinen Kunden. Im Jahr 1942 verkaufte ihm Georges Vandermeersch für insgesamt 833.500 F Objekte aus der im Vorjahr bei Drouot versteigerten Sammlung Armand Esders.9 Nach dem damals geltenden Gesetz vom 25. Juni 1942 unterstanden im Übrigen sämtliche während der Besatzungszeit von der Firma Vandermeersch getätigten Verkäufe der Aufsicht der französischen Behörden.10 Auf den von den Amerikanern erstellten Listen wird ein Pierre Vandermeersch als während der Besatzungszeit der Kollaboration verdächtigter Händler geführt. Auf einer dieser Listen, die auf den 23. November 1943 datiert ist, steht neben seinem Namen ein Zeichen für seine geringe Vertrauenswürdigkeit.11 Es handelt sich mit größter Wahrscheinlichkeit um den jüngsten Sohn des Galeriegründers, der 1904 aus der Beziehung seines Vaters zu Yvonne Poirier hervorgegangen war. Er wohnte nämlich im sechsten Pariser Arrondissement und gab anlässlich seiner Eheschließung am 27. Juli 1942 den Berufsstand des Antiquitätenhändlers an.12

Nach dem Krieg ermittelte die Commission nationale interprofessionnelle d’épuration gegen die von Georges Vandermeersch vertretene Galerie. Das Verfahren wurde jedoch am 27. Januar 1947 eingestellt, da der Händler allem Anschein nach nicht selbst aktiv den Kontakt zu den Besatzern gesucht hatte. Der Antiquitätenhändler wurde zudem vor den Gerichtshof des Departement Seine zitiert, was ebenfalls mit einer Verfahrenseinstellung endete.13 Die Firma Vandermeersch genoss bereits vor dem Krieg in Frankreich wie im Ausland einen ausgezeichneten Ruf auf dem Markt für Fayence- und Porzellankunst und wird bis heute von den Erben an der Pariser Adresse 21 Quai Voltaire geführt.

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