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Als Oberbürgermeister von Frankfurt am Main setzte sich Friedrich Krebs aktiv dafür ein, dass die Frankfurter Museumsdirektoren umfängliche Einkäufe im besetzten Frankreich tätigen konnten. Er versuchte, für sie Zugang zum Pariser Beschlagnahmungsdepot des ERR zu erlangen und bewirkte, dass die Stadt Frankfurt von der Möbel-Aktion profitierte.

Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt

Der promovierte Jurist Friedrich Krebs war seit 1929 Mitglied der NSDAP. Nach den Kommunalwahlen in Frankfurt am Main am 12. März 1933, aus denen die NSDAP als stärkste Fraktion in der Stadtverordnetenversammlung hervorging, ernannte Hermann Göring den Landgerichtsrat Krebs zum kommissarischen Oberbürgermeister der Stadt. In diesem Amt folgte er auf Ludwig Landmann (1868-1945) (SPD), der zum Rücktritt gezwungen wurde. Bis März 1945 amtierte Krebs als Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt und fungierte von August 1933 bis Oktober 1937 zugleich als NSDAP-Kreisleiter. 1937 trat er der SA bei.1 Als Oberbürgermeister hatte Krebs zum Ziel, mit demokratischen, liberal-bürgerlichen und jüdischen Traditionen zu brechen. In dieser Hinsicht lenkte er mit seinen kulturpolitischen Maßnahmen von Beginn seiner Laufbahn an auch personelle und inhaltliche Veränderungen innerhalb der Frankfurter Museen. Dabei setzte er auf eine reibungslose Zusammenarbeit mit den Direktoren und KustodInnen und Kustoden.2

Erwerbungen für die Frankfurter Museen in den besetzten Westgebieten

Nach dem siegreichen Westfeldzug der deutschen Wehrmacht boten sich unter anderem auf dem Pariser Kunstmarkt neue, „nicht wiederkehrende Gelegenheiten“, so Krebs, „die bedeutenden Frankfurter Sammlungen in sinnvoller Weise unter günstigen Bedingungen wertvoll zu ergänzen“.1 Insgesamt genehmigte der Oberbürgermeister zwischen 1940 und 1944 besonders für Kunstankäufe im von deutschen Truppen besetzten Ausland beachtliche Sondermittel, nämlich Hunderttausende von Reichsmark, zugunsten der Frankfurter Museen.2 So profitierten namentlich das Völkerkundemuseum, die Städtische Galerie, das Museum für Kunsthandwerk, das Museum für heimische Vor- und Frühgeschichte und das Stadtgeschichtliche Museum von der Kulturpolitik des Oberbürgermeisters. Im Übrigen konnte Krebs mit Unterstützung von Dr. Wilhelm Grau (1910-2000), der im Auftrag des Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg den Raub jüdischer und freimaurerischer Bibliotheken in Paris unter deutscher Besatzung Paris organisierte, etwa auch maßgeblich die Judaica- und Hebraica-Sammlung der Stadt Frankfurt erweitern. Diese Bibliothek wurde schließlich Teil des Instituts zur Erforschung der Judenfrage, das 1941 offiziell als die erste Außenstelle der „Hohen Schule“ der NSDAP in Frankfurt eröffnet wurde, die Alfred Rosenberg unterstand.3 Die von Krebs beauftragten Museumsdirektoren, etwa Walter Mannowsky (Museum für Kunsthandwerk), Ernstotto Graf zu Solms-Laubach (Stadtgeschichtliches Museum) und Ernst Holzinger (Städelsches Kunstinstitut und Städtische Galerie), bereisten neben Frankreich zunächst auch Belgien und die Niederlande, wo sie im Auftrag des Oberbürgermeisters bedeutende Kunstwerke ankauften.4

„[D]ie von Fran[k]furt nach dem Ausland gelangten Kunstgegenstände zurückzuholen“

Als erste Direktoren fuhren im Dezember 1940 Walter Mannowsky und Ernstotto Graf zu Solms-Laubach, Direktor des Historischen Museums, nach Paris. Auf Krebs‘ Geheiß sollten sie „verhindern, dass im Kunsthandel befindliches, nach Frankfurt am Main gehöriges Kunstgut in andere Hände gelangt“.1 In diesem Sinne betonte der Oberbürgermeister auch Anfang 1941 in einem Schreiben an Hermann Göring sein Interesse am Erwerb von im Louvre angesammelten, beschlagnahmten Bildern „aus früherem Besitz der Familie Rothschild“ aus dem Frankfurter Schloss Grüneburg, das Freiherr Albert von Goldschmidt-Rothschild (1879-1941) 1935 der Stadt hatte übereignen müssen.2 Wie Krebs hinzufügte, war er stets bestrebt, „die von Fran[k]furt nach dem Ausland gelangten Kunstgegenstände zurückzuholen“ und „auch sonstige Kunstwerke, die sinngemäß hierher geh[ören] für Frankfurt zu sichern.“

Für die Organisation der Dienstreisen der Direktoren nach Paris musste der Oberbürgermeister zunächst die Genehmigungen des Propagandaministeriums und des Auswärtigen Amts einholen, die wiederum Voraussetzung für die Erteilung der Einreisegenehmigung durch die Passierscheinhauptstelle in Berlin waren.3 Zugleich bedurfte es einer Genehmigung des Reichsministers für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung.4 Um Einreisegenehmigungen in die entsprechenden Gebiete zu erhalten, schrieb Krebs die verantwortlichen NS-Generäle in Paris an, auch bat er sie um Unterstützung der Frankfurter Direktoren vor Ort.5 Damit einhergehend erbat er bei der Reichskulturkammer und beim Reichswirtschaftsministerium in Berlin die Zuteilung der für die Parisreisen durch ihn genehmigten Mittel in Reichskreditkassenscheinen.6 Im Februar 1941 überzeugte sich Krebs in Paris persönlich von den vorteilhaften Einkaufsmöglichkeiten auf dem Kunstmarkt.7 Als Mannowsky und Solms-Laubach kurz darauf erneut nach Paris reisten, diesmal in Begleitung von Holzinger, stellte Krebs für die Direktoren den Kontakt zu Franz Wolff-Metternich (1893-1978), dem Leiter des Militärischen Kunstschutzes der Wehrmacht in Frankreich her.8 Auch sollten die Museumsleiter auf Anordnung von Krebs mit Günther Schiedlausky im Musée du Jeu de Paume, der Sammelstelle bzw. dem Umschlagsort beschlagnahmter Kunstwerke, Kontakt aufnehmen.9

In einer Gemeinderatssitzung Ende März 1941 zog Oberbürgermeister Krebs eine Zwischenbilanz aus den Kaufmodalitäten in Paris: „Solche günstigen Einkaufsgelegenheiten müssen für die Stadt Frankfurt am Main genutzt werden. Wir zahlen ja in Reichskreditkassenscheinen. Letzten Endes sind die Bezahler die Franzosen selbst.“10 Somit nahm er Bezug auf die in den von der Wehrmacht besetzten Ländern ausgegebene Währung. Sie musste von den Notenbanken der besetzten Länder – zu deren Nachteil – gegen Landeswährung getauscht werden. „Da heißt es geschickt sein“, resümierte Krebs, „und als erster auf den Markt kommen.“ Gegen Ende 1941 sollten die Direktoren im Übrigen auch den Kunstmarkt in Italien, Griechenland und Russland auf Geheiß des Oberbürgermeisters  erschließen.11 Ab Mai 1942 erstrebte Krebs den Erwerb der Bibliothek des als Juden verfolgten Kunstsammlers und Bibliophilen David David-Weill (1871-1952) aus Paris für die Stadt Frankfurt, die Bemühungen scheiterten jedoch letzten Endes.12

Profiteure der M-Aktion

Zwischen 1942 und 1944 profitierte die Frankfurter Stadtverwaltung von der sogenannten Möbelaktion in Paris, der Beschlagnahmung und dem Abtransport von aus jüdischen Haushalten geraubten Möbeln und anderem Hausrat in deutsche Städte. In diesem Zeitraum wurde die Stadt Frankfurt am Main mit 159 Eisenbahnwaggons aus Paris beliefert.1 Für Anfang März 1944 organisierte Oberbürgermeister Krebs ein Treffen zwischen Mannowsky und dem Leiter der Dienststelle Westen, Kurt von Behr in Paris.2 Letzterer koordinierte die M-Aktion. Im Namen der Stadt Frankfurt handelte Mannowsky bei dem Treffen für Anfang April die Lieferung von Möbeln und Hausgeräten für das bombengeschädigte Frankfurt aus.3 Ende März 1944 wurde die Stadt dann bei Bombenangriffen besonders schwer zerstört. Ob es im April tatsächlich zu der vereinbarten Lieferung kam, ist unklar. Das Spruchkammerverfahren stufte Krebs 1947 als minderbelastet ein.