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08/12/2021 Répertoire des acteurs du marché de l'art en France sous l'Occupation, 1940-1945, RAMA (FR)

Seit dem Jahr 1940 verfügt Pierre Landry über eine Galerie in Paris, 12 Place Vendôme, von der aus er unter anderem Geschäfte mit Hans Wendland, Walter Bornheim, Maria Gillhausen, Josef Mühlmann und Bruno Lohse abschließt.


Pierre Landry wird am 14. Juni 1898 in Moskau geboren. Der Tennisspieler und Maler betätigt sich seit seiner Anmeldung als Antiquitätenhändler im Handelsregister im Jahr 1925 gelegentlich als Kunstmakler.1 So erwirbt er insbesondere 1926 das Gemälde Le Tricheur à l’as de carreau [Der Falschspieler mit dem Karo As] von Georges de La Tour, das 1972 in den Louvre kommt.2 Aus diesem Anlass lernt er Hermann Voss (1884-1969) kennen, da dieser 1931 einen Text über das Bild veröffentlicht.3 Ende 1940 stellt ihm der Maler und Gutachter Jules-Eugène Féral (1874-1944) vorübergehend die Galerie am 12 Place Vendôme4 zur Verfügung. Von da an und bis 1943 ist sie Mittelpunkt seiner Geschäftstätigkeit.5

Der Umfang seiner Maklertätigkeit nimmt in der Besatzungszeit zu. Er schließt zahlreiche Geschäfte mit Deutschen ab. Besonders regen Handel betreibt er mit Hans Wendland (1880-1965) und soll US-amerikanischen Ermittlungen zufolge dessen aus Achille Boitel, Yves Perdoux und Ali Loebl bestehendem Netzwerk zugearbeitet haben.6 Er räumt ein, Walter Bornheim diverse Gemälde verkauft zu haben: eine Mutter Gottes mit Kind von Neroccio de Landi; eine Mutter Gottes mit Kind von Blanchard; eine Ansicht von Venedig von Canaletto; eine Interieurszene von Leprince; ein Porträt einer Frau von Mignard; ein Lorenzo di Credi zugeschriebenes Gemälde sowie eine Gruppe historischer geschnitzter Holzstatuen.7 An das Kaiser Wilhelm Museum in Krefeld verkauft er ein Gemälde von Backhuyzen mit einer Darstellung des Amsterdamer Hafens.8 Zudem sind die folgenden Werke als ohne Ausfuhrgenehmigung exportiert verzeichnet: Eine Skizze von Fragonard, La réprimande [~ Die Rüge] sowie ein Porträt von C. A. Bertinazzi genannt Carlin von Quentin de La Tour, beide für die Städtischen Kunstsammlungen Düsseldorf9, und schließlich Femmes et enfants dans un parc [~ Frauen und Kinder in einem Park] von Louis Trinquesse für das Kaiser Wilhelm Museum in Krefeld.10 Bruno Lohse und Loebl sind als Vermittler an diesen Transaktionen beteiligt.11 Außerdem verkauft Landry an Josef Mühlmann12 und an Maria Gillhausen.13

Landry wird am 7. Februar 1946 wegen „ungenehmigter Ausfuhr von Kunstgegenständen nach Deutschland“ vor das Comité de confiscation des profits illicites [Komitee für Beschlagnahmung unlauterer Gewinne] geladen.14 Er gibt an, den Deutschen Gemälde für einen Gesamtwert von 748.000 F verkauft zu haben, von denen 593.000 F nicht in seinen Büchern auftauchen. Er erklärt, dass er diese Gemälde für Juden in Geldnöten verkauft und dafür 10% Provision erhalten habe.15 Das Komitee stellt fest, dass die ganze Besatzungszeit hindurch der Anteil seiner mit Deutschen getätigten Geschäfte immer weiter zurückging.16

Das Comité de confiscation des profits illicites konfisziert die Summe von 224.689 F und setzt eine Strafe von 137.000 F17 gegen ihn fest. Des Weiteren ermittelt der Gerichtshof zu seinen Beziehungen zu den deutschen Machthabern und übernimmt Michel Martins Schlussfolgerungen in dessen Bericht für die Commission de récupération artistique [Kommission für die Wiedererlangung von Kunstbesitz]. Er bezeichnet die von Landry an Deutsche getätigten Verkäufe als „minimal“ und bezeugt dessen korrektes Verhältnis zur französischen Kunstbehörde, Beaux-Arts. Entsprechend beschließt die Commission nationale interprofessionnelle d’épuration [Nationale berufsübergreifende Säuberungskommission] am 16. Dezember 1946 die Einstellung des Verfahrens gegen Landry.18

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