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02/12/2021 Répertoire des acteurs du marché de l'art en France sous l'Occupation, 1940-1945, RAMA (FR)

Édouard Larcade ist ein in der Zwischenkriegszeit angesehener Kunsthändler, der für seinen Freund Yves Perdoux während der deutschen Besatzung in Nizza Kunstwerke ausfindig macht. Er ist an Transaktionen mit Maria Almas-Dietrich und Walter Andreas Hofer beteiligt.

Ein in der Zwischenkriegszeit angesehener Kunsthändler

Édouard Larcade kommt am 25. Juli 1871 in Bordeaux zur Welt.1 Sein beruflicher Werdegang hat mit dem seines Vaters Félix Marie Larcade, der bei der Marine angestellt ist, nicht viel zu tun, denn er beschließt zuerst einmal, Künstler zu werden. Im Jahre 1890 ist er nämlich im Bildhauer-Lehrgang an der École des beaux-arts [Kunsthochschule] in Bordeaux eingeschrieben.2 Larcade ist ein entfernter Cousin3 der mit Camille Lelong verheirateten Sammlerin Laurentine-Françoise Bernage. Bei ihrem Tod erbt er einen Teil ihres Vermögens und ist Mitherausgeber des Katalogs zur Auktion ihrer Sammlungen 1902 in der Galerie Georges Petit in Paris.4

Mitte der 1900er Jahre eröffnet Larcade an der Pariser Adresse 140 Rue du Faubourg-Saint-Honoré eine auf alte Kunst und chinesisches Porzellan spezialisierte Galerie. In den 1920er Jahren eröffnet der Kunsthändler ein zweites Geschäft an der Adresse 17 Place Vendôme, in der Nähe des Ritz-Hotels. Er selbst lebt ab 1925 an der Adresse 102 Rue du Bac, wo er 1928 zugunsten des Fördervereins des Louvre eine große Ausstellung chinesischer Keramik organisiert.5 Bei dieser Gelegenheit lässt er im Innenhof seines Wohngebäudes ein 25 Jahre zuvor in Abbeville gekauftes Haus im gotischen Stil aufbauen.6 Der Antiquitätenhändler ist auch Eigentümer einer großen Villa in Nizza. In den 1930er Jahren lässt er dort Marmorteile eines mittelalterlichen Klosters ablagern, und nennt dann das Anwesen Abbaye de Roseland.7 Im Übrigen besitzt er in Saint-Germain-en-Laye, 39 Avenue du Maréchal-Joffre, eine große, heute nicht mehr existierende Villa; in dieser Stadt ist er nämlich eine Zeit lang Gemeindeabgeordneter.8

In der Zwischenkriegszeit ist Larcades Galerie sehr angesehen, sowohl auf dem Kunstmarkt in der französischen Hauptstadt als auch in anderen Ländern. Als beispielsweise im Jahre 1923 fünf Tapisserien aus dem Zyklus La Chasse à la licorne [~ Einhornjagd] verkauft werden, fungiert der Kunsthändler als Vermittler zwischen dem US-amerikanischen Unternehmer John D. Rockefeller und dem Grafen Aimery de La Rochefoucauld.9 Dank seiner steten Bemühungen, den Pariser Kunstmarkt zu einer neuen Blüte zu bringen und nach dem Ersten Weltkrieg in anderen Ländern, insbesondere in den USA, das Interesse für Frankreich zu fördern, wird er am 8. August 1921 mit der Medaille der Ehrenlegion ausgezeichnet.10 Zu diesem Zeitpunkt ist er Vizepräsident der Chambre syndicale de la curiosité et des beaux-arts [~ Gewerkschaftskammer der Kuriositäten und Schönen Künste]. Der Kunsthändler, der 1914 eingezogen und 1916 reformiert wurde, hat sich im Übrigen im Jahre 1918 aktiv bei der Evakuierung der Kunstobjekte während der deutschen Bombardierung von Paris beteiligt.

Larcades Verkaufstätigkeit während der deutschen Besatzung

Bei Ausbruch des Zweiten Weltkriegs ist Larcade schon 68 Jahre alt. Vor dem Cour de justice du département de la Seine [Gerichtshof des Departement Seine] sagt seine Frau aus, dass er sein Unternehmen seit 1932 nicht mehr führte.1 Während der deutschen Besatzung verbringt er also seine Zeit zwischen seiner Pariser Stadtvilla an der 38 Avenue Gabriel, seiner Residenz in Saint-Germain-en-Laye und seiner Villa in Nizza.2 Den Berichten der Roberts Commission zufolge verlangte er als Unternehmer extrem hohe Preise.3 Seine wichtigste Kundin ist die Münchner Kunsthändlerin Maria Almas-Dietrich. In einem an die deutsche Galeristin adressierten Brief vom 29. Januar 19414 berichtet ihr Yves Perdoux, der als Vermittler zwischen ihr und Larcade fungiert, dass sie die einzige Person ist, mit der der Sammler noch Verkäufe abzuschließen bereit ist.5 Genau in diesem Jahr 1941 schließt Larcade mit ihr die meisten Kaufverträge.

Am 10. April 1941 erwirbt die Kunsthändlerin bei ihm im Auftrag von Heinrich Hoffmann ein Gemälde, auf dem Diane de Poitiers als Diane dargestellt ist, zum Preis von 140.000 F.6 Im darauffolgenden Monat erwirbt sie ein Gemälde von Christian Wilhelm Ernst Dietrich mit einem Stelldichein im Mondschein zum Preis von 180.000 F sowie zwei weitere Gemälde für 800.000 F7 und für 120.000 F8 eine „Goldkette Raghès“. Das größte Kaufgeschäft, das Larcade mit Maria Almas-Dietrich abgeschlossen hat, betrifft sechs Tafeln von Marco d’Oggionos Crespi-Polyptychon. Dieser Verkauf findet zu zwei verschiedenen Zeitpunkten statt. Am 17. Januar 1941 verkauft der Galerist nämlich für eine Million F „ein primitives, von Marc Oggione signiertes Gemälde mit der Darstellung der Jungfrau Maria, Engeln und zwei Spendern“.9 Es handelt sich sehr wahrscheinlich um drei Gemälde des unteren Teils des Flügelaltars. Die drei oberen Gemälde mit Darstellungen des Heiligen Augustinus, des Heiligen Anton und der Heiligen Klara werden am 11. September desselben Jahres zu einem Preis von 600.000 F veräußert.10 Almas-Dietrich verkauft  die Gemälde anschließend an das Museum in Linz. Der letzte dokumentierte Verkauf von Larcade an Almas-Dietrich betrifft ein signiertes, mit 1747 datiertes Gemälde von Lagrenée, das Madame Pompadour mit Pelerine darstellt und 200.000 F kostete.11 Der Kunsthändler fährt auch in ihrem Auftrag nach Nizza, um für sie zwei Säulenstatuen aus dem 12. Jahrhundert anzukaufen.12

Die von Larcade während der deutschen Besatzung getätigten Kaufgeschäfte betreffen auch zwei romantische Szenen von François Boucher.13 Zuerst, im Januar 1941, verkauft sie der Kunsthändler an Maria Almas-Dietrich. Letztere schickt sie ihm jedoch zurück und verlangt die Rückerstattung der Summe, da sie vermutet, dass es sich in Wirklichkeit um zwei Kopien handle.14 Dabei teilt sie ihm mit, dass sie sich in Kürze, zwischen dem 15. und dem 18. Februar, in Paris aufhalten werde und hoffe, ihn bei dieser Gelegenheit treffen zu können. Die beiden Werke mit den Liebespaaren werden letzten Endes im Jahre 1942 an Walter Andreas Hofer für Görings Privatsammlung verkauft. Henri Verne, der ehemalige Direktor der französischen Nationalmuseen und der École du Louvre, detailliert im Übrigen in einer nicht datierten Mitteilung im November desselben Jahres die Provenienz der beiden Gemälde, welche die Marquise de Pompadour für das Schloss Versailles in Auftrag gegeben hatte.15 Am Ende des 19. Jh. waren sie von Frau Lelong erworben worden, und Larcade erbte sie. Larcades Freund Louis Guiraud hatte ihm im Februar 1941 die Authentizität der Gemälde bestätigt.16 Der französische Sammler soll außerdem beim Verkauf einer polychromen Holzstatue aus dem 15. Jh. zum Preis von 120.000 F auch zu Hermann Görings Händler Walter Bornheim Kontakt gehabt haben.17 Auf einer im November 1943 erstellten Liste ist der Name Larcade mit zwei Sternchen versehen, was ihn zu jenem Zeitpunkt als vertrauenswürdig kennzeichnet.18

Der Sammler nutzt im Übrigen die für den Sammelbestand der staatlichen Museen getroffenen Sicherheitsmaßnahmen, um der Direktion der Nationalmuseen in Frankreich einen Teil seiner Sammlungen zu überlassen. Im Oktober 1942 werden zwei Kisten mit Kunstwerken, zwei Stühle und drei Tapisserien in das Depot in Valençay geschickt, wo schon vorher Kunstwerke in Sicherheit gebracht worden waren.19 Bereits im April 1941 hatte der Sammler um die Genehmigung ersucht, eine seiner im Departement Indre untergebrachten Tapisserien ausrollen zu dürfen.20 Im Oktober desselben Jahres ersuchte er um die Erlaubnis, um chinesisches Porzellan und Bronzefiguren, zwei Kisten mit Kunstobjekten sowie zehn Gemälde nach Paris bringen zu können.21 Da die Konservatoren des Louvre allergrößtes Interesse an den im Oktober 1942 in Valençay deponierten Tapisserien zeigen, bringt der Sammler seine Hoffnung zum Ausdruck, sie nach dem Krieg dem Museum als Schenkung zu überlassen. In einem an Jacques Jaujard adressierten Brief vom 12. Oktober 1942 schreibt ein Verantwortlicher des Depots in Valençay: „Mein lieber Herr Direktor und Freund, ich möchte Ihnen vom Gespräch mit Larcade berichten, der sich hier 48 Stunden lang aufgehalten hat. Ich habe ihm ein weiteres Mal zu verstehen gegeben, wie sehr mir daran gelegen ist, dass diese Tapisserien in den Sammelbestand des Louvre eingehen. Er wiederholte ein weiteres Mal, dass er sie uns nicht verkaufen möchte, weil er hofft, sie uns eines Tages schenken zu können. Im Moment, fügte er hinzu, werde er sie um keinen Preis verkaufen.“22 Im Februar und März 1944 werden weitere Kisten im Museum des Louvre in Sicherheit gebracht. Am 17. Mai dann sind es erneut eine Kiste und sechs von 52 bis 58 fortlaufend nummerierte Pakete sowie vier unverpackte Skulpturen, die in die Ausstellungsräume des Pariser Museums gelangen. Larcade nimmt bereits im November 1944 die in Valençay zwischengelagerten Kisten zurück. Im Jahre 1947 nehmen seine Frau und sein Sohn jene wieder an sich, die im Louvre deponiert waren.

Édouard Larcade stirbt am 19. Januar  1945 in seiner Pariser Wohnung. Er hatte seine Frau Alice Berthe Magnien zur Universalerbin erklärt.23 Bestimmte Werke seiner Sammlung gehen als Vermächtnis in die Sammlung des Louvre ein, wo ein Raum der Abteilung Kunstgegenstände nunmehr seinen Namen trägt.24

Sein Sohn Jean Larcade ist ebenfalls auf dem Kunstmarkt tätig, wobei er sich allerdings auf moderne Malerei spezialisiert. Daher eröffnet er in den 1950er Jahren die Galerie Rive droite in Paris sowie die Galerie Jean Larcade,25 in der er Werke von Georges Mathieu, Jean-Paul Riopelle, Jaroslav Serpan, Karel Appel und César ausstellt.