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Als offizieller „Ambassadeur de l’art français“ beriet der französisch-schweizerische Maler Charles Montag sowohl öffentliche als auch private Schweizer Sammlungen zu moderner französischer Kunst. Er war an der Liquidation von Beständen der Galerien Bernheim-Jeune und Wildenstein beteiligt.

Werdegang

Carl Montag wurde am 23. März 1880 in Winterthur geboren, später nahm er auch die französische Staatsbürgerschaft an. Er war Sohn des Kaufmanns und Teigwarenfabrikanten Sigmund aus Isny (Allgäu) und von Alwine Caroline, geb. Geilinger, aus Winterthur. 1918 heiratete er Charlotte Elise Mandron. Seine Ausbildung am Technikum in Winterthur schloss er mit einem Diplom als Zeichenlehrer ab und ging anschließend nach München, um Malerei zu studieren. Ab 1903 war er in Paris,1 wo er sich bis 1918 als Maler betätigte und in Kontakt mit Edgar Degas, Camille Pissaro, Pierre-Auguste Renoir und Auguste Rodin stand. Die modernen Strömungen in der Malerei zu jener Zeit begeisterten ihn. Er studierte insbesondere die Künstlergruppen der Nabis und Fauves. Am Place Pigalle war er ab 1908 Nachbar von Pierre Bonnard.2 Er stellte in der Schweiz und in Paris aus. Ab 1915 wirkte er als Mallehrer Sir Winston Churchills.

Kunsthändler und Berater für Schweizer Sammlungen und Museen

Ab 1905 setzte sich Montag bei Sammlern, ab 1911 auch bei Galerien und Museen in der Schweiz für neuere französische Kunst ein. Während des Ersten Weltkriegs verfolgte Montag in französischem Auftrag Propagandatätigkeit für französische Kunst in der Schweiz. Im Zuge dessen wurde er 1920 vom französischen Premierminister Georges Clemenceau zum „Chevalier de la Légion d’honneur“ [Ritter der französischen Ehrenlegion] ernannt. In den 1920er und 1930er Jahren unterstützte er als „Ambassadeur de l’art français“ [Botschafter der französischen Kunst] weiterhin die französische Kulturpropaganda in der Schweiz und wurde dafür 1939 zum „Officier de la Légion d’honneur“ [Offizier der Ehrenlegion] ernannt.1 Sein 1875 geborener Bruder Emil Montag war Diplomat und zwischen 1927 und 1946 Honorarkonsul im Schweizerischen Konsulat in Liverpool.2

Bis zum Zweiten Weltkrieg war Montag als Berater und Händler maßgeblich am Aufbau fast aller bedeutenden privaten Kunstsammlungen in der Schweiz beteiligt: Arthur und Hedy Hahnloser, Richard Bühler, Oskar Reinhart, Emil Bührle, Sidney und Jenny Brown.3 Bis 1949 war er an der Organisation von drei Dutzend Ausstellungen französischer Kunst, vor allem in Schweizer Museen beteiligt (darunter die Ausstellungen mit Werken von Camille Corot, Gustave Courbet, Eugène Delacroix).4

Am 27. November 1937 wurde Charles Montag auf Initiative des Direktors des Zürcher Kunsthauses, Wilhelm Wartmann und des Zürcher Stadtpräsidenten, Emil Klöti, zum offiziellen „commissaire délégué des Beaux-Arts de la ville de Zurich auprès de la France“ [Kunstbeauftragen des Kunsthauses Zürich und der Stadt Zürich in Frankreich] ernannt.5 Diese Ernennung stellte die offizielle Bestätigung seiner bisherigen Dienste dar, nämlich die Verbindung zu Museen und Sammlern in Frankreich zu schaffen, die Übernahme ganzer Ausstellungen bzw. einzelner Leihgaben zu vermittelten und deren Transport zu überwachen.6

Montags Beteiligung an der ‚Arisierung‘ und Liquidation von Galerien in Paris, 1940 bis 1944

Montags Aktivitäten während des Zweiten Weltkriegs in Paris, Marseille und der Schweiz sind wenig dokumentiert und heute schwer nachzuvollziehen.1 Aufgrund der Besetzung von Paris lebte Montag spätestens ab Juni bis Oktober 1940 in Montpellier.2 Danach kehrte er nach Paris zurück und war ab 1941 an der ‚Arisierung‘ und Liquidation von Beständen aus der Galerie Bernheim-Jeune und Wildenstein in Paris beteiligt.3 Er verfügte über enge Kontakte zu Roger Dequoy, dem Vertreter der Galerie Wildenstein, sowie zu Adolf Wüster und Hans Wendland.4 Montag ermöglichte den Besuch des Schweizer Kunstsammlers und Waffenfabrikanten Emil Bührle (1890-1956) bei Roger Dequoy und beriet auch den Luzerner Kunsthändler Theodor Fischer (1878-1957) bei dessen Besuch bei Dequoy.5 Zudem war er als Impressionismus-Experte von Edouard Gras, dem ‚Hauptariseurs’ der jüdischen Galerien in Paris für die Schätzung der Bilderlager der Sammlung Bernheim-Jeune und deren Liquidation herangezogen worden. Im Zuge dessen verkaufte er sechs Bilder aus dem Bestand an die Familie Veraguth beziehungsweise deren Schwiegersohn.6 Montag stand während der Kriegsjahre auch weiterhin in Kontakt mit Schweizer Museen und Sammlungen, etwa für Verkaufsanfragen oder Rückführungen von französischen Leihgaben, die aufgrund der Kriegssituation erschwert waren.7

Nach Besatzungsende wurde im März 1945 vom französischen Außenministerium eine Untersuchung zu den der Aktivitäten von Charles Montag während der Besatzung in Paris aufgenommen.8 Montags enge Freundschaft mit Winston Churchill erwies sich zu diesem Zeitpunkt als äußerst nützlich, denn ein juristisches Nachspiel konnte abgewendet werden.9 Montag war auch bereit, ausführlich über Emil Bührles Kunsthandel während des Krieges und weitere Kunsttransaktionen in die Schweiz Auskunft zu geben.10 Montag war spätestens 1946 rehabilitiert, da er federführend für das Gelingen des Besuchs von Winston Churchill in der Schweiz beitrug, wo dieser seine berühmte Rede auf ein vereintes Europa hielt.11

Carl Montag starb am 28. Juli 1956 in Meudon, Ile-de-France.