BUVELOT Maison A. (DE)
Das Haus Buvelot wurde um 1908 von dem Innenausstatter und Antiquitätenhändler Adolphe Buvelot gegründet und später von André Camoin übernommen. Mehrere deutsche Käufer statteten der auf Mobiliar des 17. und 18. Jh. spezialisierten Galerie während der Besatzungszeit Besuch ab, zu ihnen zählten insbesondere Hermann Göring, Walter Andreas Hofer und Josef Angerer.
Das Geschäft A. Buvelot
Der am 25. Februar 18671 geborene Adolphe Buvelot übernahm im letzten Jahrzehnt des 19. Jh. das auf Textilien für die Innenausstattung spezialisierte Unternehmen „Delaune frères et Tournay“ an der Pariser Adresse 8 Rue Saint-Augustin. Das Geschäft wird 1905 in der Zeitschrift L’Estafette wie folgt beschrieben:
„Das Haus Buvelot sucht seinesgleichen. Seine Möbelstoffe bestechen durch die ausgesuchte Eleganz ihrer dekorativen Muster. Das Ornament zeichnet sich sowohl in Linien als auch in Farben stets durch eine markante Ästhetik aus, deren Charakteristik einer Marke gleichkommt, und die ihre ausschließlich aus Adelskreisen bestehende Kundschaft allen anderen vorzieht.“2
Unter seiner Leitung gewann das Unternehmen an Bedeutung. Der Erfolg erlaubte ihm, um 19083 zusätzlich eine Antiquitätengalerie im 1660 errichteten Stadtpalast des Präsidenten Perrault, 9 Quai Voltaire, zu eröffnen; an jener Adresse, an der der VorbesitzerHonoré Champion (1846-1913) seine berühmte Buchhandlung geführt hatte.4
Nach dem Tod Buvelots am 7. Oktober 1925 wurde die Galerie im Jahr darauf von dem Antiquitätenhändler André Camoin übernommen, der sie in eine Aktiengesellschaft mit einem Grundkapital von zwei Millionen F umwandelte. Geschäftszweck der am 12. März des Jahres unter dem Firmennamen „Maison A. Buvelot“ gegründeten Gesellschaft waren „Erwerb und Verwertung des Antiquitätengeschäftsbestands mit Sitz in Paris, 9 Quai Voltaire, in der Nachfolge des Herrn A. Buvelot“.5 Der aus einer großen Familie von Geschäftsleuten stammende, am 17. Juli 1891 im 9. Arrondissement von Paris geborene Antiquitätenhändler6 machte das Haus endgültig zu einer führenden Adresse für Mobiliar des 17. und 18. Jh.. 1928 organisierte er hier eine viel beachtete Ausstellung zum 100. Todestag des Bildhauers Jean Houdon.7
Die Verkaufstätigkeit in der Besatzungszeit
In der Besatzungszeit tätigte die Galerie, nach wie vor unter der Leitung von Camoin, eine Reihe von Verkäufen an Deutsche.1 Im März 1941 erhielt der Kunsthändler Camoin Besuch von Hermann Göring, der von Josef Angerer beraten und von Walter Andreas Hofer begleitet wurde.2 Der Reichsmarschall erwarb bei Camoin einen aus Fontainebleau stammenden, steinernen Tisch aus dem 16. Jh. sowie zwei große Steinlöwen.3 Walter Andreas Hofer erwarb bei ihm zudem zwei Paar Kerzenhalter aus der Zeit Ludwigs XV. zum Preis von 250.000 F4 sowie zwei kleine bronzene Tischuhren zu 250.000 F und 150.000 F.5 Das Kaiser Wilhelm Museum in Krefeld erhielt am 9. November 1942 zum Preis von 470.000 F eine Skulptur von Augustin Pajou, die Madame du Barry als liegenden Akt zeigt.6Adolf Wüster, künstlerischer Berater von Hitlers Außenminister Joachim von Ribbentrop wie auch des Direktors dieses Museums, Friedrich Muthmann, kaufte bei ihm außerdem ein Ensemble von sechs Sesseln aus der Epoche Ludwig XV.7 Zwischen Oktober 1940 und Dezember 1943 verkaufte Camoin zudem zahlreiche Objekte an den in München ansässigen Innenausstatter Pössenbacher.8
Die US-amerikanischen Ermittler bewerteten Camoins Vertrauenswürdigkeit 1943 als zweifelhaft,9 doch diese Zweifel wurden nach dem Krieg von der Commission nationale interprofessionnelle d’épuration [Nationale berufsübergreifende Säuberungskommission] ausgeräumt. Auf Antrag Michel Martins hin wurde Camoin am 23. Mai 1949 entlastet. Die von seinem Geschäft während der Besatzungszeit realisierten Verkäufe wurden in Anbetracht seines Warenvolumens als unbedeutend eingestuft. Zumal hatten sämtliche stattgefundenen Verkäufe vorab der Kunstbehörde zur Zustimmung vorgelegen.10 André Camoin starb am 4. Juli 1957.