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Bevor der überzeugte Nationalsozialist und Leiter der Hamburger Kunsthalle Werner Kloos einberufen wurde und sein Amt an Carl Schellenberg abtreten musste, erwarb er, durch Vermittlung des Krefelder Museumsdirektors, ein vermeintlich von Peter Paul Rubens stammendes Gemälde auf dem Pariser Kunstmarkt.

Museumskarriere eines „nationalsozialistisch eingestellte[n]“ Kunsthistorikers

Werner Kloos wurde am 23. November 1909 in Friedberg/Hessen geboren. Seine Reifeprüfung legte er in Darmstadt ab. Er studierte Kunstgeschichte, Archäologie und Geschichte des Mittelalters in Frankfurt am Main, Freiburg im Breisgau, Wien und München. Seine Dissertation bei Wilhelm Pinder trug den Titel „Erfurter Tafelmalerei 1350-1470. Ein Beitrag zur Kunstgeschichte Mitteldeutschlands“. 1934 begann er seine berufliche Laufbahn als Volontär am Hessischen Landesmuseum Darmstadt. Kloos war seit Oktober 1933 Mitglied der NSDAP und der SA, einen Monat später wurde er Mitglied der SS-Schutzstaffel und ließ sich vom „Ahnenerbe“ anwerben.1 Der Referent der Reichsführerschule der SA, Alfred Stange, bestätigte 1934 in einem Empfehlungsschreiben, dass Kloos „von je – so lange wie ich ihn kenne – nationalsozialistisch eingestellt“ gewesen sei und zu „einer kleinen ‚Garde‘“ gehörte, mit der er auf seinen „Exkursionen u.s.w. für die Bewegung gearbeitet habe.“2

Auf Vorschlag Wilhelm Freiherr Kleinschmit von Lengefelds (1988-1970) kam Kloos am 1. April 1936 als Assistent an die Hamburger Kunsthalle.3 Dies geschah, nachdem Harald Busch,4 NSDAP-Mitglied wie Kloos, unter anderem für seine neue Hängung der Dauerausstellung und sein Eintreten beispielsweise für Emil Nolde, Ernst Ludwig Kirchner und Edvard Munch von Alfred Rosenberg stark kritisiert und zum 1. Dezember 1935 entlassen worden war.5 Kloos kuratierte unter anderem gemeinsam mit dem Rasse- und Siedlungshauptamt der SS im Sommer 1937 für die Freunde der Hamburger Kunsthalle die Sonderausstellung „Volk und Familie“, versehen mit einem Grußwort von Heinrich Himmler. Im dazugehörigen Katalog äußerte sich Kloos unmissverständlich völkisch.6 Bereits am 6. September 1937 wurde Kloos kommissarischer Leiter der Hamburger Kunsthalle, ab 31. März 1938 war er Kustos und seit dem 9. November 1941 Direktor. Er unterrichtete außerdem Kunstgeschichte an der Hansischen Hochschule in Hamburg.7

Berührung mit dem französischen Kunstmarkt

In Kloos’ Ära an der Hamburger Kunsthalle fiel im Sommer 1937 die Aktion „Entartete Kunst“, die zu einer starken Reduzierung der Sammlung führte (mindestens 72 Gemälde und circa 1.000 Objekte insgesamt wurden beschlagnahmt).1 1941 veräußerte er an Hildebrand Gurlitt vier Gemälde von Max Liebermann aus der Sammlung des Museums.2 Kloos bemühte sich nach späterer Auskunft von Wolf Stubbe (1903-1997)3 um finanzielle Entschädigung für die durch Beschlagnahmung verlorene Kunst.4 Möglicherweise stand die Übersendung einer Auflistung hochrangiger Gemälde französischer Künstler des 19. und 20. Jahrhunderts aus dem französischen Kunsthandel am 30. August 1940 an die Hamburger Kunsthalle in diesem Zusammenhang. Es handelte sich um je eine Liste mit Gemälden aus „Paris“ und aus „Vichy“. Im Begleitschreiben, das den Briefkopf des Generaldirektors der Staatlichen Museen Berlin trägt, und mit „Andrae“5 unterzeichnet ist, heißt es: „Näheres kann Dr. Karl Epting Deutsche Botschaft Paris mitteilen, dem ich die Liste verdanke.“6 Ein Erwerb von Gemälden aus dieser Liste ist nicht nachgewiesen. 1941 erhielt die Hamburger Kunsthalle vom Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda schließlich einen dürftigen Ersatz für die Verluste in Form eines Gemäldes, ein weiteres kam im Ringtausch an die Kunsthalle, unter Anrechnung auf die zu erwartende Entschädigung.7

1941 verantwortete Kloos eine Gemäldeerwerbung aus Frankreich, die durch den Krefelder Museumsdirektor Friedrich Muthmann vermittelt worden war: nach damaliger Zuschreibung Cerez, Flora und Pomona von Peter Paul Rubens (MNR-Nr. 573). Gemäß den Quellen der Hamburger Kunsthalle handelte es sich um einen Kauf bei Elbrecht Tiefkuhl, Paris.8 Ein Brief von Muthmann und den Pariser Kunsthändler René Avogli-Trotti legt nahe, dass er es über ihn erhalten hatte.9 Nach der Einberufung des Leiters der Hamburger Kulturverwaltung Albert Krebs (1899-1974)10 im Juni 1941 hatte sich Muthmann Hoffnung auf die Position des Senatsdirektors der Hamburger Kulturverwaltung gemacht und empfand die Vermittlung des Rubens-Bildes als seine „carte de visite“ für Hamburg.11 Muthmanns Ansinnen scheiterte jedoch vermutlich an seiner Forderung, Generaldirektor der Hamburger Museen zu werden. Er kehrte im Januar 1942 nach Krefeld zurück.12 Krebs kam bereits im März 1942 wieder nach Hamburg zurück. Staatsrat der Kulturverwaltung war von 1940 bis 1945 Senator Hellmuth Becker.13

Ein weiterer Ankaufswunsch Kloos’ in Frankreich scheiterte 1941. Der Hamburger Soldat S. Pfannstiel14 hatte der Hamburger Kunsthalle ein Gemälde von Raffael aus „arischem“ französischem Besitz in der unbesetzten Zone (mit Zertifikaten) für 1,5 Millionen RM angeboten. Kloos bat Gurlitt im August 1941, das Gemälde vor Ort zu begutachten. Ein Ankauf kam aber nicht zustande. Maike Bruhns vermutet, dass es sich um eine Fälschung gehandelt haben könnte.15

Kriegsdienst, Gefangenschaft und Nachkriegsjahre

Kloos wurde Anfang 1942 zum Kriegsdienst einberufen, absolvierte seine militärische Ausbildung zunächst in Güstrow, später wurde er in Neapel und in Afrika eingesetzt und kam vermutlich im Sommer 1943 in zunächst amerikanische Kriegsgefangenschaft.1 Als sein kommissarischer Vertreter wirkte ab dem 15. Januar 1942 der Hamburger Kunsthistoriker und stellvertretende Direktor des Museums für Hamburgische Geschichte Carl Schellenberg, der beide Ämter nun in Personalunion ausübte.

Am 8. September 1945 wurde Kloos aus dem Direktoriat der Hamburger Kunsthalle entlassen. Im Entnazifizierungsverfahren wurde er in die Kategorie IV mit Berufsverbot für den öffentlichen Dienst eingestuft, ohne Bezüge. Er erhob Einspruch gegen diese Entscheidung, Entlastungszeuge war unter anderen Hildebrand Gurlitt.2 Aus der Kriegsgefangenschaft in Großbritannien kehrte er erst im September 1948 zurück. Kloos wurde am 16. Februar 1950 in die Kategorie V, ohne Pensionszahlung, eingestuft.3 In dieser Zeit arbeitete er als freier Autor für Kultur- und Kunstgeschichte und wohnte mit seiner Familie weiter in Hamburg. Kloos galt als ehemaliger Beamter vermutlich ab 1952/1953 als sogenannter „131er Fall“, gehörte also zu dem Personenkreis, deren Rechtsverhältnisse 1951 durch das Gesetz Artikel 131 Grundgesetz geregelt wurden.4 Dies bedeutete, dass ehemalige Beamte, die nach Kriegsende ihre Stelle verloren hatten, wieder in ihre alten Rechte eingesetzt werden konnten.5 Einer Rückkehr in die Position des Kunsthallendirektors in Hamburg wirkte der amtierende Direktor Carl Georg Heise (1890-1979)6 entgegen.7 1953 gelang es Kloos, Direktor des stadthistorischen Bremer Focke-Museums zu werden.8

Von 1952 bis 1977 wirkte er zugleich als Landesdenkmalpfleger in Bremen. 1974 wurde Kloos pensioniert und mit der Senatsmedaille für Kunst und Wissenschaft ausgezeichnet. Er starb am 26. Juni 1990 in Bremen.9