Aller au contenu principal
Lien copié
Le lien a été copié dans votre presse-papier
02/11/2022 Répertoire des acteurs du marché de l'art en France sous l'Occupation, 1940-1945, RAMA (FR)

Als Bruder der Galeristin Marie Touzain war Eugène Pouget in die Affäre der Wandteppiche der Familie de Sèze verwickelt, die Albert Bourdariat und Margot Jansson hofften, für die Berliner Reichsbank erwerben zu können.

Eugène Pouget und seine Schwester Marie Touzain

Eugène Pouget wurde am 15. Januar 1889 im 18. Arrondissement von Paris geboren.1 Er war der Sohn von Eugène Pouget und Nathalie Jalbert und der Bruder von Marie Touzain, geborene Pouget, die am 26. Mai 1876 auf die Welt kam. Am 14. Oktober 1920 heiratete er Marie Trinckvel im 20. Arrondissement von Paris.2 Zum Zeitpunkt seiner Hochzeit war er unter der Adresse 5, Rue de Beaune im 7. Arrondissement gemeldet. Auch seine Mutter wohnte dort. Die Wohnung befand sich in direkter Nachbarschaft seines Schwagers und seiner Schwester, deren  Galerie in der 27, Rue Voltaire lag.3 Der Beruf, den er anlässlich seiner Eheschließung angab, war Antiquitätenhändler.4 Bei einem Verhör am 9. April 1942 gab er an, bereits seit 1919 als Kunstexperte tätig gewesen zu sein.5

In der Zwischenkriegszeit war er Prokurist des Antiquitätenhandels in der 27, rue Voltaire, in die er 1907 eingetreten war und für die er Reisen nach Deutschland und Amerika unternahm.6

Dennoch war er nicht im Handelsregister eingetragen, die von ihm durchgeführten Einkäufe liefen unter dem Namen seiner Schwester, Marie Touzain.7

Darüberhinaus hatte er gemeinsam mit seiner Schwester Marie Touzain eine Hypothek auf den ersten Geschäftssitz 27, Quai Voltaire und ein Landhaus in Écouché aufgenommen, was wiederum auf die enge Beziehung der Geschwister hinweist.8

Die Tapisserien der Familie de Sèze

In den Akten zur Untersuchung des Comité de confiscation des profits illicites [Komitee für Einziehung unlauterer Gewinne], die heute in den Archives de Paris aufbewahrt werden, sind Informationen zu den Aktivitäten Pougets während der Besatzungszeit zu finden.

Pouget wird am 15. November 1946 wegen „Geschäften mit dem Feind (entsprechend Art. 1-1° der Verordnung vom 18. Oktober 1944)“ vor das 3. Comité de confiscation des profits illicites zitiert. Der Grund der Vorladung ist seine Beteiligung an den Vorgängen um die sogenannten Tapisserien der Familie de Sèze. In der Akte ist vermerkt:

„Im Jahr 1942 hat sich Herr POUGET, beauftragt durch GÖRING, für den Ankauf der antiken Tapisserien angeboten, die dem Vicomte de SEZE gehörten, wohnhaft in der HAUTE VIENNE. Nach zahlreichen Verhandlungen, deren Einzelheiten in der beiliegenden Ausgabe der „GAZETTE du PALAIS“ ausgeführt werden, wurde dieses [angestrebte] Geschäft durch den Einsatz von Herrn POUGET und seinem Komplizen BOURDARIAT realisiert. Der Angeklagte gibt an, keinerlei Bezahlung für seine ursprüngliche Beteiligung erhalten zu haben.“1

Im Untersuchungsbericht der Commission nationale d’épuration interprofessionnelle [Nationale berufsübergreifende Säuberungskommission] zu Pouget, dem das Urteil vom 15. Oktober 1945 zugrunde liegt, steht, dass Pouget und Bourdariat „800 000 Francs Kommission für dieses Geschäft  (das nicht abgeschlossen wurde) erhalten sollten.“2

In der Angelegenheit der Wandteppiche von de Sèze lässt die Rolle von Pouget und Bourdariat wenig Zweifel daran, dass sie am Verkauf beteiligt werden sollten, auch wenn sie die Kommission letztlich nicht erhalten haben. 1941 wurde Bourdariat von Margot Jansson damit beauftragt für einen gewissen Dr. Wolff zwei für die Reichsbank gedachte Tapisserien zu kaufen, die sich im Schloss de Bort in Saint Priest Taurion im Département Haute Vienne befanden. Sie gehörten den Eheleuten de Sèze. Bourdariat bat Pouget um Hilfe für diesen Auftrag, denn letzterer wusste von der Existenz dieser Wandteppiche, seit er 1919 oder 1920, versucht hatte, sie von ihren Eigentümern zu erwerben. Im September oder Oktober 1941 sind Pouget und Bourdariat gemeinsam zum Château de Bort gefahren. Pouget zufolge hätten sie als Täuschungsmanöver vorgegeben, ein Werk über die Tapisserien verfassen zu wollen.3 Nach Aussage von Frau de Sèze gaben sie sich beide als Mitarbeiter der Generalsekretariats der Beaux-Arts aus, was von Bourdariat zurück gewiesen wurde.4

Pouget kehrte drei Monate (wie er 1945 aussagt) oder drei Wochen (seiner Aussage von 1942 zufolge) später noch einmal mit einem Fotografen zum Schloss zurück um Aufnahmen der beiden Wandteppiche zu machen. In der Folge suchten beide Männer wiederholt das Château de Bort auf, um die Eheleute de Sèze und insbesondere Frau de Sèze, der die Tapisserien gehörten, zum Verkauf zu bewegen.5

Herr de Sèze schien letztlich dem Verkauf zuzustimmen. Es handelte sich jedoch allem Anschein nach um eine Falle, um die beiden Männer festnehmen zu lassen, was von André Castier bestätigt wurde, dem für die Festnahme von Pouget und Bourdariat am 9. April 1942 verantwortlichen Kommissar. Bei der Festnahme sind die beiden im Besitz von 20 Millionen Francs, einem für damalige Verhältnisse sehr hohen Betrag, den Dr. Wolff für den Kauf bereitgestellt und der ihnen von Jansson anvertraut worden war. Bei ihren Verhören bestätigten beide, dass es sich bei den Wandteppichen um ein Geschenk der Reichsbank für den Reichsmarschall Göring hätte handeln sollen.6 Beide Männer wurden zwei Wochen in Limoges festgehalten, bevor sie freigelassen wurden.7

Pouget gab an, Jansson durch Bourdariat im März 1941 kennengelernt zu haben.8 1945 sagte er aus, dass ihm klar war, dass die Familie de Sèze die Wandteppiche nicht verkaufen würde. Es wäre jedoch ein guter Anlass gewesen, in die nicht besetzte Zone zu fahren und dabei „nicht wenigen Leuten einen Gefallen zu tun.“9

Weitere Verkäufe

Nach der Akte des Comité de confiscation des profits illicites zu urteilen, ist dies der einzige Vorgang, bei dem Pouget mit Deutschen zu tun hatte. Er deklarierte einige weitere Verkäufe: einen Verkauf von Mobiliar am 20. Dezember 1940, der 22 275 Francs einbrachte, einen Mobiliar-Verkauf am 27. Dezember 1940 für 16 770 Francs. Am 23. Februar 1942 verkaufte er Mobiliar für 201 345 Francs, am 16. Juni 1942 wieder Mobiliar für 89 125 Francs. Am 4. Juli 1944 erhielt er für den Verkauf historischer Dokumente an die Bibliothèque nationale [Französische Nationalbibliothek] 80 000 Francs. Er fügte seinen Angaben hinzu: „Es sei angemerkt: All diese Güter befanden sich bereits vor dem 1. September 1939 in meinem Besitz.“1 Das Verfahren wurde am 9. September 1948 ohne weitere Folgen eingestellt.2 Es wurde keinerlei Strafgeldeinziehungen beschlossen, da Pouget keine Einkünfte aus der Zeit der Besatzung angegeben hatte.3

Pouget starb am 9. Februar 1949 in seiner Wohnung 1, Rue de Beaune im 7. Arrondissement von Paris.4 Die öffentliche Anklage gegen ihn erlosch mit seinem Tod. Der stellvertretende Regierungskommissar des Gerichtshofs des Département de Seine schrieb am 11. April 1949 an den Vorsitzenden des Comité de confiscation des profits illicites mit der Bitte um Aufhebung der Zwangsbeschlagnahmung von Pougets Vermögen.5