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20/05/2022 Répertoire des acteurs du marché de l'art en France sous l'Occupation, 1940-1945, RAMA (FR)

Ab 1936 führte Alfred Maquet ein auf Kunstgegenstände aus der Renaissance spezialisiertes Antiquitätengeschäft, das Joseph Mühlmann und Hans Herbst während der Besatzungszeit aufsuchten. Nach der Befreiung Frankreichs wurde er entlastet.


Der am 25. Januar 1875 in Lille1 geborene Alfred Maquet stammte aus einer Industriellenfamilie, die mit Leinen, Garn und Kolonialwaren handelte.2 In diesem Familienunternehmen begann er seine Laufbahn, heiratete 1908 Marcelle de Bruÿn in Rotterdam, wendete sich dann aber nach dem Ersten Weltkrieg von der Textilindustrie ab, um eine Kunstgalerie in Paris zu eröffnen. Zunächst eröffnete er 1920 ein Geschäft in der Rue de Vaugirard, das er ab 1936 an der Adresse 69 Rue des Saints-Pères im sechsten Arrondissement weiterführte. Damals spezialisierte er sich auf Objekte der Renaissancezeit.

Während der Besatzung hatte Maquet nur zwei deutsche Kunden. Der eine war Joseph Mühlmann, der bereits Ende des Jahres 1940 in Begleitung seiner Dolmetscherin Catherine Jaremtchenko bei Maquet vorstellig wurde und zwischen 1940 und 1943 über 60 Kunstgegenstände bei ihm kaufte.3 Der zweite deutsche Kunde war Hans Herbst, Gutachter beim Wiener Auktionshaus Dorotheum. Ihm verkaufte Maquet eine Tapisserie aus Aubusson aus dem späten 17. Jh. zum Preis von 80.000 F.4 Vom 31. Juli 1943 bis zur Befreiung von Paris versteckte Maquet in seiner Wohnung, 22 Rue Greuze im 16. Arrondissement, einen aus Deutschland geflohenen und von der Gestapo gesuchten Kriegsgefangenen, der nicht zurück nach Hause in das Departement Landes im Südwesten Frankreichs konnte.5 In ihrer Verteidigungsschrift schilderte die mit Alfred Maquets Vertretung beauftragte Rechtsanwältin Lucienne Scheid dessen tiefen Hass auf die Deutschen, die für den Tod von einem seiner Söhne verantwortlich waren.6

Nach dem Krieg wurden am Cour de justice du département de la Seine [Gerichtshof des Departement Seine] und bei der Commission nationale interprofessionnelle d’épuration [Nationale berufsübergreifende Säuberungskommission] Ermittlungen gegen Maquet eingeleitet. Da er weder aktiv um deutsche Kunden geworben noch den Ankauf von Kunstwerken durch die Besatzer begünstigt hatte, wurde das bei der Säuberungskommission anhängige Verfahren Maquets am 20. Dezember 1948 eingestellt. Die von Alfred Maquet während des Kriegs an Deutsche verkauften Kunstwerke mit einem Gesamtpreis von 792.000 F wurden als Gegenstände ohne wirklichen künstlerischen Wert beschrieben, die für das staatliche Kulturerbe Frankreichs nicht von Interesse gewesen wären. Es handelte sich bei diesen Objekten tatsächlich nur um  „sogenannte kommerzielle Ware, wie man sie auf dem Pariser Markt zu Hauf antrifft.“7

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