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18/11/2021 Répertoire des acteurs du marché de l'art en France sous l'Occupation, 1940-1945, RAMA (FR)

Der von den Rassengesetzen bedrohte Alfred Klein übergibt während der deutschen Besatzung seinen Kunsthandel an Berthe Casse, die mehrere, von Gustav Rochlitz erhaltene und vom Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg (ERR) beschlagnahmte Bilder verkauft.


Der als Sohn des Ehepaars Isidore und Lustig Betty am 3. Juni 1896 in Lučenec geborene Alfred Klein ist tschechischer Staatsbürger und wandert 1923 als 27 Jähriger nach Frankreich aus. Er arbeitet zuerst als Elektriker und wird dann in den Jahren 1927-1928 Kunsthändler im 8. Pariser Arrondissement, 19 Rue de Penthièvre. Als Jude übergibt er zu Beginn des Zweiten Weltkriegs durch einen Scheinverkauf seinen Handel der Schneiderin Berthe Casse, geb. 25. September 1897. Sie führt das Geschäft während der deutschen Besatzung und wird nach dem Krieg seine Geschäftspartnerin.1

Klein erinnert sich: „Da sie von Gemälden keine Ahnung hatte, schlich ich mich ins Geschäft, um die Gemälde zu begutachten“. Kleins Angaben zufolge erhielt Casse mehrere Gemälde von Rochlitz, widersprach sich dann jedoch, was die Anzahl und die jeweiligen Künstler betraf und behauptete, ihm einige davon zurückgegeben zu haben; er gibt an: drei Matisse, einen Braque und einen Picasso, aber keinen Renoir. Ignacy Rosner übergab ihr ebenfalls zwei Gemälde, die er angeblich später zurückgenommen habe.2 In einem der ersten Verhöre nennt Klein Gauguins Christ jaune [Der gelbe Christus], das Werk wird aber in der Folge nicht mehr erwähnt.3

Rochlitz‘ Aussage entsprechend stammten die Gemälde aus drei verschiedenen Transaktionen mit dem ERR im März, Juli und Dezember 1941: Klein erwarb nach dem Tauschgeschäft im März und im Juli eine Femme orientale [⁓ Orientalin] von Matisse für 50.000 F und Deux nus [Zwei Akte] von Renoir, und nach dem Handel im Dezember Académie, Composition avec figures und Étude de femme [⁓ Akademie, ⁓ Komposition mit Figuren und ⁓ Frauenstudie] von Matisse.4 Die Transaktionen im März und Juli 1941 betreffend hatte Rochlitz behauptet, dass diese Gemälde aus deutschen Sammlungen stammten. Rochlitz‘ Aussagen entsprechend musste Klein die Provenienz der von der Tauschaktion im Dezember 1941 betroffenen Gemälde kennen: „Zu jenem Zeitpunkt wusste ganz Paris, dass es sich um vom ERR beschlagnahmte Gemälde handelte“.5

Klein gab letzten Endes zu, drei Gemälde von Matisse verkauft zu haben, die aus dem Tauschgeschäft zwischen Rochlitz und dem ERR im Dezember 1941 stammten: Académie, Étude de femme und Composition avec figures.6 Unmittelbar nach der Libération entschädigte er die letzten Käufer dieser drei Gemälde und die Werke wurden Paul Rosenberg im Jahre 1946 zurückerstattet.7

Den Aussagen von Casse zufolge verkaufte Klein im Namen von Ignacy Rosner Matisse‘ Gemälde Femme à l’ombrelle [⁓ Frau mit Schirm] für 200.000 F an “Herrn Berthet”. Dafür erhielt sie selbst 10.000 F Kommission.8 Dieses Gemälde sollte daraufhin am 9. März 1942 bei einer Auktion im Hôtel Drouot versteigert werden, wurde dann aber vom Verkauf zurückgezogen, und letzten Endes durch Vermittlung des für die Auktion zuständigen Gutachters und Berthets Nachbarn, Jean Metthey, in die Schweiz verbracht. Das Werk wurde Paul Rosenberg im Jahre 1948 zurückerstattet.9

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