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Die Gebrüder Agop und Meguerditch Indjoudjian galten in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts als äußerst bedeutende Händler islamischer Kunst in Paris. Nach dem frühen Tod von Meguerditch führte sein Bruder Agop die Galerie weiter und war auch während der Besatzungszeit mit Verkäufen an Deutsche aktiv.

Früher Erfolg

Schon lange vor der Besatzung gehörte die Galerie A.M. Indjoudjian zu einer der wichtigsten Anlaufstellen auf dem Pariser Kunstmarkt für Altertümer islamischer Kunst, vor allem für alte Stoffe und Teppiche, aber auch Keramik und Manuskripte. Doch ist bis heute kaum etwas über sie bekannt. Gegründet wurde die Galerie von Meguerditch Indjoudjian (1881-1927), der ursprünglich aus Kayserie stammte und zu Beginn des 20. Jahrhunderts, wohl 1901, wie viele Armenier aus dem Osmanischen Reich emigrieren musste.1 Mit seiner Galerie, die sich zunächst in der rue Le Peletier befand, machte er sich schnell einen Namen und war Leihgeber für alle großen Ausstellungen islamischer Kunst, so etwa der Ausstellung „Meisterwerke muhammedanischer Kunst“ in München 1910.2 Bald darauf stieg auch sein älterer Bruder Agop (1871-1951) in das Geschäft ein, mit dem er gemeinsam die Galerie A.M. Indjoudjian gründete, wobei die Kürzel für die beiden Vornamen stehen.

Schenkungen an Museen

In den folgenden Jahren verkauften und schenkten die Indjoudjians zahlreiche Objekte sowohl an französische Museen, wie dem Musée du Louvre1, als auch an internationale Museen. Nicht zuletzt durch ihre zentrale Beteiligung am Aufbau der Sammlung des Ölmagnaten Calouste Gulbenkian (1869-1955), der ebenfalls armenischer Abstammung war und damals in Paris lebte, wurden sie schnell so erfolgreich, dass die beiden Brüder in den 1920er Jahren sogar einen Ableger ihrer Galerie in New York eröffneten, der aber nach dem plötzlichen Tod von Meguerditch 1927 wieder geschlossen wurde. Das Pariser Stammhaus in der 26, rue La Fayette führte Agop fortan allein weiter.2 Als auch Agop 1951 starb, wurde die Galerie geschlossen und die restlichen Bestände auf verschiedenen Auktionen verkauft.3 Eine der raren Spuren dieser bedeutenden Händler bleibt der Name des berühmten Seidengewebes Marcy-Indjoudjian Cope aus dem frühen 17. Jahrhundert, der heute im Victoria & Albert Museum in London aufbewahrt wird.4

Verkäufe an deutsche Besatzer

Der Name der Galerie A.M. Indjoudjian taucht aber auch im sogenannten Final Report der alliierten Kunstoffiziere zum Kunstraub in Frankreich während der deutschen Besatzung auf, obwohl sich Agop Indjoudjian – im Gegensatz zu vielen seiner Kollegen – wohl niemals vor der Commission nationale interprofessionnelle d’épuration [nationale berufsübergreifende Säuberungskommission] gegen den Vorwurf der Kollaboration mit den Deutschen verteidigen musste.1 Wohl auch weil die Informationen zu dessen Beteiligung äußerst spärlich bleiben. Allein in den sogenannten Schenker Papers, die auf der nach der Befreiung von Paris beschlagnahmten Unterlagen in der Zweigstelle der auf den Kunsttransport spezialisierten deutschen Transportfirma Schenker basierte, findet sich der Name.2 Demnach habe Indjoudjian – gemeinsam mit Kalebdjian – über Schenker neun Objekte an die Islamische Abteilung der Berliner Museen geschickt, jedoch würden „genauere Beschreibungen, Preise und Kaufdaten fehlen“.3

Im Rahmen des Forschungsprojekts zu den „Erwerbungen der Staatlichen Museen zu Berlin auf dem Pariser Kunstmarkt während der Besatzung 1940-1944“ werden diese Ankäufe in der Galerie A.M. Indjoudjian nun erstmals systematisch untersucht. Nach vorläufigem Stand der Untersuchung kaufte die Islamische Abteilung tatsächlich insgesamt sechs Objekte in der Galerie an, weitere zwei Objekte kamen damals als Geschenke nach Berlin. Dabei dürfte Agop Indjoudjian noch weitere Objekte an die deutschen Besatzer verkauft haben, denn auch der Architekt und Reichsbauminister für Bewaffnung und Munition Albert Speer (1905-1981) erwarb nachweislich zahlreiche Stücke für sein Stoffarchiv, das sich heute im Kunstgewerbemuseum der Staatlichen Museen zu Berlin befindet.4