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Der Mannheimer Fahrrad- und Kunsthändler Wilhelm Jakob Mohnen war im besetzten Frankreich als Zwischenhändler für deutsche Kunden tätig und agierte vermutlich auch als Geheimagent.

Vom Zweirad- zum Kunsthändler

Wilhelm Jakob Mohnen wurde am 24. Juli 1902 in Erfurt geboren und starb am 26. Januar 1992 in München.1 Seit spätestens 1924 lebte er in Mannheim, wo er Hedwig Hess, geboren 1904 in Hamburg, heiratete. Er war dort Inhaber der Wilhelm Mohnen & Co. GmbH, Motorfahrzeuge und später eines Fahrradgeschäfts, das zu Beginn der 1930er Jahre in “Supremahaus” umbenannt wurde. Das Fahrradgeschäft blieb bis mindestens 1951 bestehen, spätestens 1939 wurde es vermutlich Hedwig Mohnen überschrieben.

Mohnen war auf dem lokalen Kunstmarkt in Mannheim aktiv – oder zumindest mit dortigen Akteuren eng verbunden. So war er mit den Kunsthändlern Ferdinand Weber (?-1938) und Georg Tilz (1897-?) befreundet und stand mit ihnen auch in geschäftlicher Beziehung.2 Tilz war Kunsthändler und Versteigerer im Auktionshaus von Ferdinand Weber, der seit 1925 eine Kunsthandlung und später das Auktionshaus in Mannheim führte.3

Einschätzungen der Alliierten

Aus den Unterlagen der Alliierten geht hervor, dass Mohnen, als sogenannter “Geheimagent” oder “Informant” bezeichnet, ab Dezember 1940 zunächst in Paris und ab März 1942 zusätzlich in Rom eingesetzt war.1

Mohnen wurde am 5. Februar 1945 in Rom verhaftet.2 Vermutlich Ende 1947 oder Anfang 1948 erhielt er ein Visum für die USA beim Generalkonsulat in Neapel und wanderte nach Amerika aus. Wahrscheinlich kam er bei einem seiner beiden Brüder, Konrad, der in Chicago oder Hans, der in Portland wohnte, unter.3 Mohnen kehrte 1960 nach Mannheim zurück und eröffnete eine Galerie in den ehemaligen Räumen des „Amerika-Hauses“.4

Die Alliierten beschlagnahmten nach dem Zweiten Weltkrieg über 150 Bücher, darunter vor allem Kunstbücher, verschiedene Porzellane, Möbel und andere hochwertige Einrichtungsgegenstände in den Räumen des Fahrradgeschäfts sowie über 30 Gemälde und Zeichnungen in der Privatwohnung von Hedwig Mohnen.5 Bis ins Jahr 1951 versuchte Mohnen die konfiszierten Kunstwerke zurückzubekommen. Diese wurden aber im Juli 1951 nach Frankreich restituiert.

Spuren auf dem französischen Kunstmarkt

Dreizehn der gelisteten Gemälde, Zeichnungen und Aquarelle können in der Datenbank des MNR nachgewiesen werden.1 Mohnen war also während seines Einsatzes in Paris auch auf dem französischen Kunstmarkt aktiv, fungierte dabei als Mittelsmann und kam mit Kunsthändlern in Kontakt, so beispielsweise mit Friedrich Welz aus Salzburg.2 Darüber hinaus agierte er mit oder für Adolf Wüster und Bruno Lohse in Paris.3 Die zahlreichen Hinweise auf seine Beteiligung am NS-Kulturgutraub in Frankreich lassen auf eine nicht unbeachtliche Relevanz Mohnens in den Abläufen schließen. Wie umfänglich seine Verstrickungen jedoch waren und welche Rolle er genau einnahm, konnte bislang nicht geklärt werden.