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18/11/2021 Répertoire des acteurs du marché de l'art en France sous l'Occupation, 1940-1945, RAMA (FR)

Jacques Ehrlich, ein ehemaliger Pilot und Kriegsheld des Ersten Weltkriegs,1 der anschließend Unternehmer wurde, ist verantwortlich für den Verkauf eines Teils der Sammlung französischer Gemälde der Gebrüder Wertheimer an den Kunsthändler Martin Fabiani.2


Jacques Ehrlich wurde am 5. Oktober 1893 im 10. Pariser Arrondissement geboren. Er ist der zweite Sohn von Eugénie Honig und dem Schuhfabrikanten Nathan Ehrlich.1 Er und sein jüngerer Bruder André (10. November  1894 – 30. April  1970) haben sich im Ersten Weltkrieg durch ihre Leistung bei den Luftstreitkräften hervorgetan.2 Nach dem Krieg treten die beiden Männer in die von ihrem Vater gegründete Schuhfabrik ein, die Firma mit dem Sammelnamen Ehrlich Frères, die am 20. Dezember 1923 zur Aktiengesellschaft „Société des chaussures Ehrlich Frères“ wird.3 Jacques ist nebenher Zwischenhändler an der Bourse de commerce [Handelsbörse] in Paris. Im Jahre 1933 schuldet er der Bank Victor Lyon eine hohe Summe (477.246 F).4 Zwischen 1930 und 1933 laufen gegen ihn mehrere Verfahren, die ihn wegen ungedeckter Schecks von der Teilnahme im Spielbetrieb ausschließen.5 Am 14. Mai 1940 ehelicht er Lili Bertheim am Standesamt im 16. Pariser Arrondissement.6

1940, zu Beginn der deutschen Besatzung, müssen die Brüder Paul (1883-1948) und Pierre (1888-1965) Wertheimer, die 1924 enge Mitarbeiter von Chanel und Eigentümer der Kosmetikfirma Bourjois sowie zahlreicher Rennpferde geworden waren,7 Paris fluchtartig verlassen, weil sie Juden sind. Als große Kunstliebhaber versuchten sie zuerst, durch die Vermittlung von Pierres Sohn Philippe ihre Sammlung über Spanien nach Amerika mitzunehmen,8 überlassen ihre Werke dann aber ihrem Freund Jacques Ehrlich.9 Letzterer bleibt 1940 in Paris und verspricht, die Sammlung in unbesetztes Gebiet zu bringen.10 Da der Unternehmer selbst israelitischer Abstammung ist und Geld braucht, verkauft er allerdings schließlich 1941 einen Teil dieser Sammlung an den Kunsthändler Martin Fabiani.11 Ein an die Polizeipräfektur gerichtetes Denunziationsschreiben betreffend einen der Brüder Ehrlich, wohnhaft an der Adresse 15 Rue Spontini, mag als Nachweis für die Bedrohung gelten, der sich der Bankier in dieser Zeit ausgesetzt sah.12 Die Gemälde, unter anderem Werke von Henri Rousseau, Camille Pissarro und Auguste Renoir, werden zu einem sehr geringen Preis verkauft.13 Martin Fabiani verkauft sie später zu einem höheren Preis an seine Geschäftskontakte.14 Der aus Korsika stammende Kunsthändler behauptet jedoch, bei Ehrlich zwei Gemälde Henri Rousseaus zum Preis von je 1.700.000 F erworben zu haben.15 Eines davon ging an Pablo Picasso.16

Den Brüdern Jacques und André Ehrlich selbst gelingt es, zu einem unbekannten Datum in die Schweiz einzureisen. Im Jahre 1944 wohnen beide im renommierten Genfer Hôtel des Bergues.17 Deshalb werden die Brüder Ehrlich von den Amerikanern verdächtigt, Agenten des Vichy-Regimes zu sein und dem Schweizer Kunsthändler und Juwelier Lucien Baszanger sowie dem britischen Agenten Louis Guillaume geraubte Kunstwerke zu verkaufen. Von Jacques Ehrlich und seiner Geliebten, Van Cleef18, wird angenommen, dass sie um den 10. September 1944 nach Paris zurückgekehrt sind; André um den 15. Oktober.

Im Jahre 1945 wird Jacques Ehrlich zur selben Zeit wie der Kunsthändler Fabiani gerichtlich verfolgt. Beiden Männern wird vorgeworfen, Gemälde aus der Sammlung Wertheimer veruntreut zu haben.19

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