JANSEN Haus (DE)
Das Haus Jansen ist auf Innenausstattung spezialisiert. Nach dem Waffenstillstand nutzen es die deutschen Besatzer, insbesondere für die Einrichtung der Empfangsräume der Berliner Reichsbank.
Überblick
Das Haus Jansen wird 1881 von dem aus den Niederlanden stammenden Jean-Henri Jansen gegründet. 1920 wird es zu einer offenen Handelsgesellschaft, deren Geschäftsführer Jansen, Schwartz, Vaudries und Stéphane Boudin (geb. 28. Oktober 1888) heißen.
Im Jahre 1937 wird das Haus Jansen aufgrund der neuen Statuten zu einer Aktiengesellschaft mit Boudin als Generaldirektor, Pierre Delbec, Robert Delavigne, Paul Travers und Henri Leris als Aufsichtsratsmitglieder.1 Der Sitz des Hauses Jansen befindet sich an der Adresse 9 Rue Royale im 8. Pariser Arrondissement.2 Ab 1911 befinden sich die dazugehörigen Werkstätten im 11. Pariser Arrondissement, 46-48 Rue Saint-Sabin.
Seit seiner Gründung beliefert das Geschäft für Innenausstattung eine Reihe angesehener Kunden, zu denen der französische Staat, bestimmte Ministerien, das englische Königshaus, der Präsident der Argentinischen Republik, mehrere französische Botschaften weltweit, ausländische Botschaften in Frankreich, die Banque de France sowie zahlreiche Sammler zählen.3
Zweiter Weltkrieg
Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs ist das Haus Jansen entschlossen, seine Handwerkskunst in den Dienst der französischen Regierung zu stellen und die Kriegsanstrengungen zu unterstützen.1 Nach dem Waffenstillstand beendet es die Tätigkeit aufseiten des französischen Militärs, um Beschlagnahmungen seitens der deutschen Besatzer aus dem Weg zu gehen.2
Letzteren waren jedoch die Filialen des Hauses Jansen nicht entgangen und so ordneten sie deren Wiedereröffnung an. Boudins Aussagen zufolge zwangen sie das Unternehmen, seinen Betrieb wieder aufzunehmen und ihnen Waren zu liefern, von deren Existenz sie wussten, die sich jedoch damals in den unbesetzten Gebieten befanden, aus denen sie der vorläufige Verwalter zusammen mit deutschen Offizieren und Angestellten der Polizeipräfektur herbeischaffen musste.3
Im Übrigen wurde das Haus Jansen durch die Vermittlung von Margot Jansson und Marius Cassagne mit den Dekorationsarbeiten in den Empfangsräumen der Berliner Reichsbank beauftragt. Die Innenausstattung des Sitzes der Berliner Reichsbank sollte im französischen Stil des 18. Jh. erfolgen und sich am Modell der Innenausstattung des Sitzes der Banque de France orientieren.4 Im Rahmen dieses Ausstattungsauftrags erklärte das Haus Jansen von der Reichsbank bezogene Einkünfte in der Höhe von 16.029.223 F, das heißt 12.479.071 F für die ausgeführten Arbeiten (Herstellung in Frankreich und Einrichtung in Berlin) und 3.550.152 F für den Kauf von Möbeln, Tapisserien und Kunstobjekten.5
Die Ermittlungen nach dem Krieg
Den Aussagen des Hauses Jansen entsprechend soll die Übernahme dieses von den deutschen Besatzern kommenden Auftrags im Interesse Frankreichs erfolgt sein. Dank dieser Vergabe konnte das Unternehmen tatsächlich seine Arbeiter vom Service du travail obligatoire [Zwangsarbeit] befreien.
In der Tat schreibt Stéphane Boudin in seiner Verteidigungsschrift, dass von den etwa 500 während der deutschen Besatzung in seinem Unternehmen angestellten Arbeitern nur drei nach Deutschland geschickt wurden, und das trotz unzähliger Vorladungen seitens der nationalsozialistischen Behörden. Diese Sachlage wurde im Übrigen von Jansson und Cassagne in zahlreichen Zeugenaussagen bestätigt.1 Die Geschäftsführung des Hauses Jansen stellte auch Arbeitszeugnisse für jene Angestellten aus, welche die Zwangsarbeit verweigerten, und versteckte in seinem Lager Objekte aus dem Besitz von Privatsammlern.2
Dies wird in einem Brief von Michel Martin, Mitglied der Commission de récupération artistique [Kommission für die Wiedererlangung von Kunstbesitz], den er am 1. Mai 1947 an den Vorsitzenden der Commission nationale interprofessionnelle d’épuration [Nationale berufsübergreifende Säuberungskommission] gerichtet hatte, bestätigt.3 Diese Elemente rechtfertigten die Einstellung der Verfahren per Beschluss vom 7. Juli 1947.4
Das Haus Jansen ist heute noch in Betrieb und befindet sich an der Adresse 23 Rue de l’Annonciation im 16. Pariser Arrondissement. Nach dem Krieg wurde es insbesondere von Jackie Kennedy mit der Innenausstattung im Weißen Haus beauftragt.5 Die Werkstätten befinden sich nach wie vor in der Rue Saint-Sabin.