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SCHMIDT Justus und FELLNER Anton (DE)

Der Leiter der kunsthistorischen Abteilung des Oberösterreichischen Landesmuseums in Linz, Justus Schmidt, und der Leiter der Abteilung Kultur- und Gemeinschaftspflege beim Reichsstatthalter Oberdonau, Anton Fellner, erwarben im besetzten Frankreich in großem Umfang Kunstwerke, sowohl für den Reichsgau Oberdonau als auch für den Reichsführer SS Heinrich Himmler und mit großer Wahrscheinlichkeit auch für sich selbst.

Erwerbungen des Reichsgau Oberdonau

Dieser Beitrag widmet sich den Kunstankäufen durch den Reichsgau Oberdonau und den daran beteiligten Akteuren in Paris 1941. Bei den ersten beiden Reisen wurden dekorative Gobelins, Teppiche sowie französische Ölgemälde des 18. bis 20. Jahrhunderts für den Gau Oberdonau erworben, bei der dritten Reise hauptsächlich Gobelins und Teppiche für den Reichsführer SS Heinrich Himmler.1 Für die Erwerbungen in Frankreich wurde im Auftrag des Gauleiters von Oberdonau, August Eigruber (1907-1947), eine eigene sogenannte Kommission gebildet. Sie bestand aus dem Kunsthistoriker Justus Schmidt, dem Kulturbeauftragten des Gau Oberdonau, Anton Fellner, und dem stellvertretenden Gauleiter im Reichsgau Oberdonau, Christian Opdenhoff (1902-1975). Als Vermittler in Paris stand der Ankaufskommission des Reichsgau Oberdonau bei allen drei Paris-Aufenthalten der seit 1938 in Paris ansässige österreichische Kunsthändler Alfred Antonin Juritzky-Warberg zur Verfügung.

Als Experte mit ausgezeichneten Französischkenntnissen war der promovierte Kunsthistoriker Heinrich Justus Schmidt (1903-1970), meist nur Justus Schmidt genannt, für die Auswahl der Erwerbungen in Paris maßgeblich zuständig. Schmidt war ab 1937 Leiter der kunsthistorischen Abteilung des Oberösterreichischen Landesmuseums in Linz.2 Im Jahr 1938 begann die Involvierung Justus Schmidts in den nationalsozialistischen Kunstraub, als die Gestapo Linz dem Oberösterreichischen Landesmuseum von oberösterreichischen Juden und Jüdinnen enteignete Kunstwerke zuwies. Für das Oberösterreichische Landesmuseum verfasste Schmidt eine ‚Wunschliste‘ aus den Beständen beschlagnahmter Wiener Sammlungen, nachdem er zuvor mehrmals das „Zentraldepot für beschlagnahmte Kunst“ in der Neuen Hofburg Wien persönlich besucht und dort seine Auswahl getroffen hatte. Aus dem „Zentraldepot für beschlagnahmte Kunst“ Wien wurden daraufhin insgesamt 344 Kunstobjekte für das Oberösterreichische Landesmuseum zugewiesen. Ab 1943 war Schmidt „Depotverantwortlicher“ der beschlagnahmten Klöster Kremsmünster und Hohenfurth (Vyšší Brod) für die dort eingelagerten Bestände des geplanten „Führermuseum“ in Linz.3

Das zweite Mitglied der „Kommission für Kunstankäufe“ in Paris war der Jurist Anton Fellner (1908-1967), der seit September 1933 ‚illegales‘ Parteimitglied der NSDAP und der SS war.4 Ab 1938 war Fellner Leiter der Abteilung Kultur- und Gemeinschaftspflege beim Reichsstatthalter Oberdonau im Range eines Oberregierungsrates und Leiter des Gaupresseamts. Zudem war er Kulturbeauftragter des Gauleiters und Reichsstatthalters von Oberdonau, August Eigruber, und in dieser Funktion auch verantwortlich für die Paris-Reisen.5 Anton Fellner wird in den Akten des US-amerikanischen Nationalarchivs zum NS-Kunstraub in Frankreich fälschlicherweise als „Galerie Fellner, Linz“ geführt und folgendermaßen beschrieben: „active in France, shipped through Schenker Co, in touch with Welz“6 bzw. „Galerie Welz (Salzburg) & Galerie Fellner (Linz). These two firms, being both Austrian, are often treated together in the Schenker dossiers, as goods from both were despatched by the same transport.“7 Richtig daran ist, dass der Transport der Ankäufe für den Reichsgau Oberdonau gemeinsam mit den Pariser Ankäufen von Friedrich Welz für den Gau Salzburg durch die Spedition Schenker nach Österreich erfolgte. Allerdings gab es in Linz keine Galerie Fellner, sondern es handelt sich hier um die Erwerbungen Anton Fellners für den Gau Oberdonau. Ebenso in Verbindung mit Justus Schmidt und Anton Fellner hinsichtlich des Transports der Kunstgegenstände von Paris nach Österreich stand der Wiener Rahmenhändler Hans Stiassny, der in Paris 1941 Rahmen im Wert von 86.650 Francs erwarb.8 Das dritte Mitglied der sogenannten Kommission war Christian Opdenhoff, der von 1940 bis 1944 stellvertretender Gauleiter des Reichsgau Oberdonau war. Laut Zeugenaussagen im Volksgerichtsverfahren gegen Anton Fellner war Opdenhoff gemeinsam mit Schmidt und Fellner 1940 in Den Haag und 1941 bei der ersten Paris-Reise dabei.

Aus der erhaltenen Korrespondenz von Justus Schmidt im Rahmen seiner Funktion als kunsthistorischer Leiter des Oberösterreichischen Landesmuseums geht hervor, dass Schmidt 1941 drei Reisen nach Paris unternahm. Beim ersten Aufenthalt in Paris Mitte Januar bis Anfang Februar wurde er von Fellner und Opdenhoff begleitet, mit denen Schmidt bereits zuvor, im Juni 1940, rund einen Monat nach Den Haag in die besetzten Niederlande gefahren war, um Kunst zu erwerben. Die zweite Reise nach Frankreich fand von Ende April bis Mitte Mai 1941 statt. Dazu liegen keine gesicherten Informationen hinsichtlich Mitreisender vor, möglicherweise war auch Fellner in Paris dabei. Bei seinem dritten Paris-Aufenthalt vom 12. Juni bis 6. Juli 1941 erwarb Justus Schmidt nicht nur Kunstgegenstände für den Reichsgau Oberdonau, sondern auch Teppiche und Gobelins für den Reichsführer SS Heinrich Himmler.9 Kurz nach seiner Rückkehr von der dritten Paris-Reise resümierte Schmidt in einem Brief an den Wiener Kunsthistoriker Karl Ginhart (1888-1971): „Es ist schon das dritte Mal heuer, daß ich dort war, um schöne Sachen für das Museum sehr billig anzukaufen. […] In Paris war ich insgesamt über 2 Monate lang.“10

Im Volksgerichtsverfahren nach Kriegsende wurde Anton Fellner wegen des Verdachts nach §2 (Kriegshetzerei) und §3 (Quälereien und Misshandlungen) des Kriegsverbrechergesetzes und nach §10 und §11 des Verbotsgesetzes angeklagt. In Zusammenhang mit den Paris-Reisen für den Reichsgau Oberdonau wurde Fellner auch der Veruntreuung von öffentlichen Mitteln im Zuge der Ankäufe in Frankreich beschuldigt. Schon während des Krieges gab es Gerüchte, dass anlässlich dieser Kunsteinkäufe Geld unterschlagen worden sei. Fellner nahm am 25. Juni 1947 am Landesgericht Linz zu den Holland- bzw. Frankreich-Reisen Stellung. Laut Aussage Fellners erhielt er von Gauleiter Eigruber den Auftrag, dass er

„mit einer Kommission nach Holland und Paris reisen solle, um für den Gau verschiedene dort zu äusserst günstigen Preisen erhaltbare Gobelins einzukaufen. Er [Eigruber] hatte dies von Seyss-Inquart [sic!] erfahren, der auch bei der Umwechslung der Reichsmark behilflich sein wollte. Zur Kommission bestimmte er den Leiter der Linzer Gemäldegalerie Dr.Justus Schmidt einen der besten Kunstkenner Oesterreichs, den sich für Fragen der Kunst ebenfalls sehr interessierten [sic!] damals stellvertretenden Gauleiter Opdenhof [sic!] und mich als den Kulturbeauftragten des Gaues.“11

Fellners Sekretärin bestätigte im Prozess, dass dieser im Auftrag von Gauleiter Eigruber in Paris Kunst erworben hatte.12 Auch Justus Schmidt wurde im Rahmen des Prozesses gegen Anton Fellner zwei Mal als Zeuge vernommen. Er erwähnte hierbei die Holland-Reise nicht, allerdings eine gemeinsame Paris-Reise. Bei der Zusammenschau der verschiedenen Akten wird klar, dass Anton Fellner und Justus Schmidt gemeinsam 1940 nach Holland und 1941 nach Paris reisten. Bemerkenswerterweise gab Schmidt bei der ersten Vernehmung vor dem Landesgericht Linz am 18. April 1947 an, dass in Paris für Einkäufe von Bildern und Gobelins ein Betrag von einer Million Reichsmark zur Verfügung stand. Bei seiner zweiten Zeugenaussage am 15. September 1947 sagte Schmidt dann aus, dass es sich um 100.000 Reichsmark und „keinesfalls eine Million Reichsmark“ gehandelt habe.13 Auf diesen offenkundigen Widerspruch ging der zuständige Richter erstaunlicherweise nicht näher ein. Der Vorwurf, dass Fellner bei den Pariser Kunsteinkäufen 1941 Geld unterschlagen habe, konnte im Verfahren nicht geklärt werden. Auch die nach 1945 in dieser Angelegenheit erfolgten Erhebungen der Staatspolizei in Linz verliefen ergebnislos. Hinsichtlich des Verdachts auf einen Verstoß gemäß des Kriegsverbrechergesetzes wurde das Verfahren im Jahr 1950 eingestellt, von den Anklagepunkten in Bezug auf das Verbotsgesetz wurde Fellner durch einen Gnadenakt des Bundespräsidenten 1951 befreit.

Den Recherchen von Friedrich Buchmayr ist zu entnehmen, dass für die Ankäufe des Reichsgaus Oberdonau für die ersten beiden Paris-Reisen weder 100.000 Reichsmark noch eine Million Reichsmark, sondern 200.000 Reichsmark zur Verfügung standen. Für die Ankäufe von Teppichen und Wanddekorationen für den Reichsführer SS Heinrich Himmler wurden weitere 100.000 Reichsmark abgerechnet.14

Die Ankäufe aus den ersten beiden Paris-Reisen wurden in das Depot des beschlagnahmten Stift St. Florian transportiert und dort inventarisiert. Im Herbst 1941 erstellte Justus Schmidt eine Inventarliste, die 122 Kunstgegenstände aus Pariser Erwerbungen auflistet.15 Die Ankäufe der dritten Paris-Reise trafen erst am 25. Oktober 1941 in Linz ein und sind in der Inventarliste nicht enthalten. Bei Führungen im Stift St. Florian im Jahr 1941 erklärte man hinsichtlich der Pariser Kunstobjekte, es wären „Neuerwerbungen des Gaues aus dem freien Pariser Kunsthandel“.16 Nach einem Bericht in der Zeitung Volksstimme zu den Pariser Gobelins und einer Rodin-Büste in St. Florian ordnete Anton Fellner an, den Hinweis auf die französische Provenienz zu unterlassen, „weil dadurch nach Ansicht des Gauleiters und des Gaukämmerers leicht der Eindruck entstehen könnte, man hätte die Zeit nach der Niederlage Frankreichs zur Ausplünderung von Kunstschätzen ausgenützt.“17 Gauleiter Eigruber verfügte bis 1945 über die Pariser Kunsterwerbungen nach seinem Belieben, verwendete sie für Amtsräume und schenkte mehrere Objekte an Privatpersonen, darunter auch an Anton Fellner und Christian Opdenhoff, sowie an öffentliche Institutionen. Das Oberösterreichische Landesmuseum erhielt dabei den größten Teil der Pariser Ankäufe.

Nach Kriegsende wurden die Pariser Erwerbungen aus den Auslagerungsorten wieder in das Stift St. Florian gebracht und dort der französischen Militärbehörde übergeben. Justus Schmidt war nach 1945 interimistischer Leiter des Oberösterreichischen Landesmuseums. Im Juli 1946 wurde er von der Oberösterreichischen Landeshauptmannschaft aufgefordert, alle nach Österreich verbrachten Vermögenswerte aufzulisten. Schmidt kam diesem Ansinnen nicht nach, sondern erklärte: „Die vom ehemaligen Reichsgau Oberdonau in Frankreich angekauften Kunstgegenstände wurden laut Weisung der amerikanischen Militärregierung an die französische Militärregierung ausgefolgt.“18 Tatsächlich unterzeichnete Justus Schmidt am 14. Juni 1946 eine Liste mit jenen Kunstwerken, die wenige Tage später an Frankreich restituiert wurden. Der Großteil der Pariser Erwerbungen, die von der französischen Restitutionskommission in Oberösterreich unter der Leitung von Boris Lossky sichergestellt wurden, kam am 20. Juni 1946 mit dem ersten Linzer Transport nach Paris zurück. In den Unterlagen der National Archives Records Administration finden sich sowohl die ursprüngliche Inventarliste aus dem Jahr 1941 als auch jene Liste der 1946 nach Frankreich restituierten Objekte.19 In den Jahren bis 1951 wurden noch weitere Kunstobjekte nach Frankreich restituiert, die im Juni 1946 aus unterschiedlichen Gründen nicht auffindbar waren. Nachforschungen der französischen Behörden in den Jahren 1947/1948 hinsichtlich Erwerbungen von Perserteppichen bei dem Händler Avakian im Februar 1941 führten zur Anschuldigung, dass Schmidt, Fellner und Opdenhoff auf illegale Weise dutzende Perserteppiche bei Avakian erworben und diese von Paris nach Linz transferiert hatten. Als Resultat der Nachforschungen wurde 1948 ein Teppich nach Frankreich restituiert.20

Im Rahmen des Forschungsprojekts „Geraubte Kunst in Oberdonau“ wurden 2007 elf Objekte im Oberösterreichischen Landesmuseum aus den Pariser Ankäufen identifiziert,21 die bis heute noch nicht restituiert wurden.

Erwerbungen für den Reichsführer SS Heinrich Himmler

Bei seiner dritten Paris-Reise vom 12. Juni bis 6. Juli 1941 konzentrierte sich Justus Schmidt auf Erwerbungen für den Reichsführer SS Heinrich Himmler. Es liegen keine Informationen vor, wie der Kontakt zwischen dem Gau Oberdonau und Heinrich Himmler zustande kam. Möglicherweise spielte hier das Treffen von Himmler, dessen Adjutant Karl Wolff und Eigruber anlässlich einer Lagerinspektion im KZ Mauthausen im April 1941 eine Rolle.1 Für den Reichsführer SS Heinrich Himmler erwarb Schmidt in Paris 16 Gobelins, sechs Teppiche sowie ein Cello im Wert von 100.100 Reichsmark. Für das Oberösterreichische Landesmuseum kaufte er bei dieser Reise zwölf Marionettenfiguren, eine ägyptische Steinvase sowie eine Statue.2 Für diese Dienstreise wurde Schmidt von der Gestapo Köln ein Dienstwagen samt Fahrer zur Verfügung gestellt. Schmidt hielt direkt nach seiner Rückkehr aus Paris am 8. Juli 1941 dazu in einem Schreiben an Gruppenführer Wolff im Geheimem Staatspolizeihauptamt in Berlin fest:3

„Ich habe den gesamten Pariser Markt von Tapisserien auf das sorgfältigste studiert und erst nach möglichst genauer Kenntnis der gegenwärtigen Marktlage meine Einkäufe mit Sorgfalt durchgeführt. Alle Stücke stehen weit über dem Durchschnitt des derzeit angebotenen und sind im Preis verhältnismäßig günstig. Bei fast sämtlichen Stücken konnte ich eine wesentliche Herabsetzung des zuerst geforderten Preises erzielen.“

Der Ankauf erfolgte, wie bei den Erwerbungen für Oberdonau, durch die Vermittlung des Prinzen Antonin Juritzky-Warberg alias Juva in Paris, der die übliche Vermittlungsgebühr von 10 Prozent erhielt.“4 Die Teppiche und Gobelins wurden per Sondertransport von der Gestapo-Leitstelle Paris am 18. August 1941 nach Berlin transportiert. Die nachfolgende Abbildung zeigt die Preise in Francs und die Provenienz der Erwerbungen, über deren weiteren Verbleib keine Informationen vorliegen.

Private Erwerbungen von Justus Schmidt und Anton Fellner

Sowohl Justus Schmidt als auch Anton Fellner stehen in Verdacht, in Paris 1941 nicht nur für den Reichsgau Oberdonau bzw. den Reichsführer SS Heinrich Himmler, sondern auch privat Kunstwerke erworben zu haben. Ob dies in einem Zusammenhang mit den erhobenen Vorwürfen hinsichtlich der Unterschlagung von Geldern steht, ließ sich bis heute nicht klären.

1971 erhielt das Nordico Stadtmuseum Linz insgesamt 668 Grafiken aus dem Nachlass von Justus Schmidt. Die Sammlung von Justus Schmidt firmierte fortan im Museum unter der Bezeichnung „Sammlung S“. Auf dem Großteil der Blätter findet sich auf Vorder- oder Rückseite der Sammlerstempel von Justus Schmidt.1 Dass Teile dieser Sammlung aus den Pariser Einkäufen Schmidts stammen könnten, belegt eine Korrespondenz mit der Wiener Kunsthändlerin Vita Maria Künstler (1900-2001). Auf die Frage nach seinem Interesse an Zeichnungen antwortete Schmidt am 28. Februar 1941, kurz nach einer Rückkehr aus Paris: „Bitte mir zunächst eine Anbotliste der Zeichnungen zu senden. Auch sonst würden mich gute, nicht zu teure Zeichnungen privat interessieren aus allen Zeiten, besonders franz. Impressionisten und reichsdeutsche Expressionisten. Ich war kürzlich in Paris und habe dort leider Zeichnungen zu sammeln begonnen.“2

Die Provenienzrecherche der Sammlung Justus Schmidt durch den Verfasser im Jahr 2019 brachte keine eindeutigen Hinweise auf NS-Raubkunst, bei einigen Blättern kann nach derzeitigen Erkenntnissen der Verdacht auf NS-Raubkunst aber nicht ausgeschlossen werden. Hier wären weitere Recherchen in Zusammenarbeit mit französischen ProvenienzforscherInnen wünschenswert. Auch bei Anton Fellner gibt es ein starkes Indiz für private Kunstankäufe in Paris. Fellner schaltete am 27. August 1960 in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung folgendes Inserat: „90 alte Handzeichnungen (Graphiksammlung) erste Qualität, italienische, niederländische, französische Meister von 1600–1900, darunter Paolo Veronese, Degas, Callot, ‚Versuchung des hl. Antonius‘ usw. aus Privatbesitz umständehalber zu verkaufen. Zuschriften an Dr. Anton Fellner, Linz (Donau), Bürgerstr. 51.“

Aufgrund dieses Inserats wurde seitens des österreichischen Bundesdenkmalamts überlegt, ob man gegen die Ausfuhr aus Österreich etwas unternehmen bzw. ob man feststellen könne, inwieweit die Kunstwerke rechtmäßig ins Eigentum von Anton Fellner gelangt waren. Schließlich wurden weder von der Denkmalbehörde noch von der oberösterreichischen Sicherheitsdirektion weitere Schritte unternommen.3 Zum weiteren Verbleib der Kunstwerke aus der Sammlung Anton Fellner ist nichts bekannt.

Resümee

Während des Zweiten Weltkriegs erwarben der Reichsgau Oberdonau und dessen führende Funktionäre wie Gauleiter August Eigruber im besetzten Paris Kunstwerke. Verantwortlich für die insgesamt drei Reisen nach Paris im Jahr 1941 waren der Leiter der kunsthistorischen Abteilung des Gaumuseums Oberdonau, Justus Schmidt, der Kulturbeauftragte des Gau Oberdonau, Anton Fellner, sowie der stellvertretende Gauleiter, Christian Opdenhoff. Es liegen starke Indizien vor, dass alle genannten Personen auch für sich persönlich und zu ihrem eigenen Vorteil unter außergewöhnlich günstigen Bedingungen in Paris Kunst erwarben. Bei der dritten Reise im Juni 1941 wurden von Justus Schmidt hauptsächlich Kunstgegenstände für den Reichsführer SS Heinrich Himmler erworben, diese Reise wurde vom Geheimen Staatspolizeihauptamt in Berlin finanziert. Auf Grundlage der „London Declaration“ wurde 1946 der Großteil der „Pariser Erwerbungen“ an die französische Regierung restituiert. Im Jahr 2002 verabschiedete das Land Oberösterreich ein Restitutionsgesetz, das sich auf „arisiertes“ Kunstvermögen bezieht. Im Rahmen des darauffolgenden Forschungsprojekts „Geraubte Kunst in Oberdonau“ wurden die handelnden Akteure und auch die Pariser Kunstankäufe aus dem Jahr 1941 erstmals wissenschaftlich untersucht und dabei elf Kunstobjekte aus diesen Erwerbungen im Oberösterreichischen Landesmuseum entdeckt, die seither auf eine Restitution warten. Das Nordico Stadtmuseum initiierte 2019 eine Provenienzrecherche zur grafischen Sammlung von Justus Schmidt.