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28/08/2023 Répertoire des acteurs du marché de l'art en France sous l'Occupation, 1940-1945, RAMA (FR)

Francis Harburger war ein französischer Maler, dessen Sammlung während der Besatzungszeit beschlagnahmt wurde.


Der französische Maler Francis Harburger wurde 1905 in Oran (Algerien) geboren. Bereits 1919, mit nur 14 Jahren, kam er an die École des Beaux Arts [Kunsthochschule] in Oran. 1921 zog er nach Paris, um hier seine Ausbildung fortzusetzen. Als Schüler der École nationale des Arts décoratifs [Nationale Schule der dekorativen Künste] und ab 1923, der École nationale supérieure des beaux-arts [Nationale Hochschule der Bildenden Künste], wurde er 1928 der erste Stipendiat der Casa de Velásquez in Madrid. Diese klassische Ausbildung ermöglichte ihm, während seiner gesamten Laufbahn in ganz unterschiedlichen künstlerischen Techniken zu arbeiten: Ölmalerei, Fresko, Aquarell, Gouache, Pastellzeichnung und Collagen. Er arbeitete aber auch mit Ton, in Mosaik und Keramik…. Als figürlich arbeitender Künstler war er unabhängig und schloss sich keiner bestimmten künstlerischen Schule an. Er entwickelte seine eigenen Forschungen.1 Und sah sich selbst unter dem Einfluss von Jean Siméon Chardin, Paul Cézanne, Auguste Renoir, André Derain, Henri Matisse, Le Greco und André Favory.

Seit seiner Jugend begeisterten ihn Genres, in denen er sein gesamtes Leben arbeiten wird: Stillleben, Porträts, Akte und Landschaften. Doch war es die Welt des Objekts, die für ihn zu einer echten Obsession wurde. Die erste Serie seiner Stillleben führte die naturalistische Tradition der französischen Kunst des 18. Jahrhunderts fort. Ab 1952 begab sich Harburger auf neue Wege, die auf der Beziehung zwischen Linie und Material beruhten. Dies ist der Anfang seiner Auseinandersetzung mit dem Neo-Kubismus. Es folgte eine weitere Serie von Stillleben, in denen das gemalte Objekt durch seine bis ins Extreme schematisierte Zeichnung verdoppelt wurde. Diese Art der Zeichnung bezeichnete der Philosoph Étienne Souriau, Professor an der Sorbonne und Direktor der Revue d’esthétique, im Jahr 1963 als „Hieroglyphe“ – einen Begriff, den Harburger für sich übernahm.

Auf der persönlichen Ebene wurde seine Pariser Karriere durch den Krieg unterbrochen. Am 27. August 1939 wurde Harburger eingezogen, er verbrachte elf Monate auf der Maginot-Linie. Nachdem er im Juli 1940 ins zivile Leben zurückgekehrt war, wurde er durch die antisemitischen Gesetze des Vichy-Regimes bedroht. Er verlor seinen Posten als Lehrer an der École normale israélite orientale (ENIO), wo er Kunstgeschichte und Zeichenkunst gelehrt hatte. Er flüchtete mit seiner Familie nach Algerien. Am Ende des Krieges kehrte Harburger nach Paris zurück, fand jedoch weder seine Wohnung noch sein Atelier, seine Werke oder seine Sammlung vor. Um seinen Lebensunterhalt zu sichern, unterrichtete er technisches Zeichnen. Gleichzeitig kämpfte er mit den Behörden wegen seiner Enteignung und der Beschlagnahmung seiner Bilder und versuchte mühsam, seine eigenen Kunstwerke wiederzuerlangen.

1949 stellte er im Salon des Surindépendants [Salon der Überunabhängigen] ein “Manifest-Gemälde” des „humanistischen Realismus“ aus. Er engagierte sich auch als Künstler mit sozialkritischen Themen, wie in der Serie (Faites l’Europe [Macht Europa], 1950; Toutes les larmes sont salées [Alle Tränen sind salzig], 1952; Exhortation à l’Union [Ermahnung zur Einheit], 1957; L'Art et l’Argent [Die Kunst und das Geld], 1962; Défense écologique [Ökologische Verteidigung], 1977).

Sein sehr vielfältiges Werk umfasst ungefähr 1800 Gemälde, 800 Werke auf Papier und etwa 15 Wanddekorationen. Le catalogue raisonné de l’œuvre peint identifiziert etwa dreißig von ca. hundert Werken, die vom Künstler als während des Kriegs verschwunden oder beschlagnahmt deklariert wurden. Von etwa zehn dieser Werke kann der Weg, den sie seit der Besatzung gegangen sind, nachgezeichnet werden. Die Amerikaner fanden im April 1945 elf Werke von Harburger im Lager von Hungen (Hessen). Diese Bilder wurden im Februar 1946 zum Collecting Point in Wiesbaden transferiert.2 Obwohl sie eindeutig im Répertoire des biens spoliés (RBS, Verzeichnis enteigneter Güter) aufgeführt und durch die Commission de Récupération artistique (CRA, Kommission für Kunstrestitution) gesucht wurden, sandte man  man sie nicht nach Paris. Stattdessen wurden sie als sogenanntes „enterbtes jüdisches Kulturgut“ angesehen und 1951 der Jewish Restitution Successor Organization (JRSO, Jüdische Restitutionsnachfolger-Organisation),3 einem Ableger der Jewish Agency for Israel, übergeben, die sie nach Israel schickte. Nur drei der Bilder wurden 1962 durch das Israel-Museum dem Künstler restituiert, ein weiteres 2008 seiner Familie übergeben.

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