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Der häufig mit Personen gleichen Nachnamens verwechselte Hellmuth Rademacher war als Kriegsverwaltungsabteilungschef beim Militärbefehlshaber für das besetzte Frankreich (MBF) fachfremd für Kunstverwaltungsangelegenheiten zuständig. Später fungierte er als Verbindungsmann zwischen MBF und Devisenschutzkommando, indem er Listen beschlagnahmter Kunstwerke an Hermann Bunjes weiterleitete. 

Personen gleichen Namens

In der „Red Flag Names List“ der Art Looting Intelligence Unit (ALIU) wird ein Dr. Bernhard Rademacher genannt, und auch in relevanten historischen Verwaltungsakten aus den Jahren 1940 bis 1941 taucht hier und da ein „Ministerialrat Rademacher“ auf. Es handelt sich jedoch eindeutig weder um den Botaniker (!) Dr. Bernhard Rademacher (1901-1973), der fälschlicherweise als Assistent am Rheinischen Landesmuseum Bonn bezeichnet wird,1 noch um den Kunsthistoriker Dr. Franz Rademacher (1899-1987), Leiter der Gemäldesammlung desselbigen Museums, der zwischen 1940 und 1944 in den besetzten Westgebieten, vor allem in Paris, in Gemeinschaft mit Hans-Joachim Apffelstaedt und dem Kunsthändler Hans Bammann zahlreiche Erwerbungen tätigte. Auch kommt der NS-Diplomat und Mitorganisator der „Endlösung“ Franz Rademacher (1906-1973) nicht in Frage.

Bei dem bisher nicht eindeutig identifizierten „Rademacher“ handelt es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um den Juristen und Verwaltungsbeamten im Preußischen Finanzministerium Hellmuth Rademacher (1900-?). 2

Militärische Posten und Zuständigkeiten

Rademacher wurde nach einer Karriere als Verwaltungsbeamter in verschiedenen vorwiegend rheinischen Landratsämtern ab 1936 ins Reichsfinanzministerium (RFM),1 schließlich von 1940 bis 1941 zum Kriegsverwaltungsabteilungschef (KVACh) beim Militärbefehlshaber für das besetzte Frankreich (MBF), Militärverwaltungsbezirk Paris, beim Kommandanten von Gross-Paris ernannt. Unklar ist, welche Abteilung er leitete, doch kann davon ausgegangen werden, dass es sich um die Finanz- oder Wirtschaftsabteilung handelte.2 Als Beamter höheren Dienstes und NSDAP-Mitglied seit 1937 gehörte er zur Führungsriege des Reichsfinanzministeriums, die ihre Fachkompetenzen im Krieg in den Dienst der Ausbeutung besetzter Gebiete stellte.3 Bevor Hermann Bunjes am 12. Juli 1940 ernannt und am 19. August seinen Posten als Beauftragter für Kunstschutz beim Kommandanten von Paris (ab März 1941 in Verwaltungsstab des Kommandanten von Gross-Paris umbenannt) antrat, war Rademacher ab Juni 1940 als Fachfremder mit Angelegenheiten der Kunstverwaltung befasst. So schreibt Jacques Jaujard (1895-1967), Direktor der französischen Nationalmuseen, Anfang Juli 1940, „M. le Conseiller RADEMACHER, chef du Service de protection des oeuvres d’art“ habe ihn ins Palais Bourbon bestellt, um die Entfernung der Luftschutzmaßnahmen an historischen Bauwerken und die Rückführung der ausgelagerten Museumssammlungen nach Paris in die Wege zu leiten.4 Auf Anfrage der französischen Museumsverwaltung genehmigte Rademacher am 28. Juni 1940 die Bewaffnung von Museumswärtern mit Pistolen.5 Nach Übergabe der Aufgaben an die Kunstschutzabteilung beim MBF sowie insbesondere an Hermann Bunjes,6 fungierte Rademacher fortan als Verbindungsmann zwischen dem Devisenschutzkommando und dem MBF bzw. Bunjes bei „Sicherstellungen“ (Beschlagnahmungen) von Kulturgütern.7 Das Devisenschutzkommando informierte Rademacher über die Konfiszierung privater, zumeist jüdischer Kunstsammlungen und sandte ihm Listen, die er an Hermann Bunjes weiterleitete.8 Dieser vermittelte dann Erwerbsmöglichkeiten an Stellen aus dem Reich.9 Im Zeitraum von 1941 bis 1942 stieg Rademacher in der Nachfolge von Staatsrat Dr. Harald Turner (1891-1947) kurzzeitig sogar zum Chef des Verwaltungsstabs beim Kommandanten von Gross-Paris, und damit zu Bunjes’ Vorgesetztem auf,10 bevor er noch im gleichen Jahr zur Hauptabteilung Finanzen im Reichskommissariat für die besetzten Niederlande wechselte, wo er bis Kriegsende blieb. Weitere Lebensdaten sowie sein Todesdatum sind nicht bekannt.